Monogamie und Widerspruch zur Liebe.

Mein Grillplattenfreund und ich unterhielten uns jüngst über Monogamie.

Ich möchte direkt sagen, dass jeder sein (Beziehungs-)Leben bitte genau *SO* gestalten möge, wie es für ihn am erfüllendsten ist – vorausgesetzt, dass dabei alles einvernehmlich geschieht. Und wenn sich zwei Personen überzeugt zu lebenslanger körperlicher Treue zueinander entschließen, dann ist das in meinen Augen etwas total Respektables. 😊

Was aber tun, wenn einer von Beiden feststellt, sexuell DOCH noch mehr ausprobieren zu wollen, mit einem dritten Menschen, oder mehreren- Oder wenn sich einer der Beteiligten plötzlich DOCH körperlich/romantisch zu einem Dritten hingezogen fühlt?

Meiner bescheidenen Meinung nach „sollte“ man mit seinem Partner immer über alles reden können: auch (oder BESONDERS!) über so etwas.

Für viele monogam Verpartnerte beginnt Untreue allerdings bereits beim Thema: „Pornokonsum“. Schaut der jeweils Andere Pornos, wird es automatisch gleichgesetzt mit: „Ich genüge nicht mehr, meine zweite Hälfte sieht sich anderweitig um.“… Und infolgedessen wird nicht über (neue) Sehnsüchte gesprochen.

Wer sagt nach einem monogamen Treueschwur schon ohne Weiteres: „Schatzele – du bist heute ja eh mit Freunden unterwegs: dann mach ich mir einen gemütlichen Livechat-/Pornoabend!“ KAUM EINER. Aus dieser absolut-monogamen Denkweise ist es daher (ungünstigerweise) folgerichtig, alle Wünsche, die über einen Pornoabend hinausgehen, *ERST RECHT NICHT* zu thematisieren.

Somit werden im Zeichen der Monogamie Sehnsüchte verschwiegen (= im besten Fall, um die geliebte Person nicht zu verletzen)… Wenn sich der Sehnende nicht sogar für das eigene Kopfkino und das eigene Verlangen schämt

Letzteres halte ich persönlich für sehr gefährlich. Neue Seiten an sich selbst entdeckt zu haben, oder entdecken zu wollen (= in Form sexueller Bedürfnisse), dürfte vom Empfinden her jedenfalls NIE zu einem „schmutzigen Geheimnis“ werden! Überhaupt sperrt sich in mir alles gegen den Begriff „schmutzig“ in Assoziation mit Sexualität – denn so wie ich das sehe, gibt es in gesund-einvernehmlichem Rahmen nichts Schmutziges- (!) 🙂

Natürlich hatte ich nun wieder das unfassbar große Glück, vor knappen 17 Jahren an Wolf geraten zu sein, der mir Selbstvertrauen, Offenheit und Selbstbestimmung in Sachen Sexualität vorgelebt hat, wo er ging und stand. Deswegen vertraue ich ihm (und mir selbst) so sehr und kann ihm alles sagen, weil er mir *EBENFALLS* alles sagt.

Und deswegen darf er mich jederzeit wehrlos machen und sich auf mir verewigen– 💖

Größtenteils seinetwegen bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass in Beziehung zu mir NIEMALS jemand wegen seiner Wünsche und Phantasien Scham empfinden sollte! Das wäre echt das Schlimmste: wenn ein Mensch, den ich verehre und liebe (und der mich verehrt und liebt) mit dermaßen fundamentalen Dingen gerade *NICHT* zu mir kommen könnte! 😱

Demnach würde ich Wolf auch nie verbieten wollen, amoröse Abenteuer mit Dritten zu haben – genausowenig, wie ich es anderen Partnern in der Vergangenheit verboten habe.

Loyalität/Liebe/Treue definiert sich für mich nicht mehr über strikt eingehaltene Monogamie, sondern über die Bereitschaft, mein Gegenüber wirklich kennenlernen und auffangen zu wollen. Darüber, in *DIESEM* Rahmen alles gemeinsam mit der geliebten Person durchzustehen! Egal, was es ist.

„Bei der kleinsten Schwierigkeit abzuhauen oder überhaupt einfach Schluss zu machen, wenn mein Partner mir Bedürfnisse offenbart, mit denen ich vielleicht nicht gerechnet habe – das widerspricht doch der Liebe!“, meinte mein Grillplattenfreund passenderweise. „Es widerspricht aufrichtiger, bedingungsloser Liebe komplett!“

Ja. EINFACH JA.

Der Monogamie-Anspruch hat also sicherlich Berechtigung (s.o.) und kann natürlich Erfüllung bringen… Sollte aber nie etwas Einengend-Unterdrückendes haben und zu einem Gefängnis werden- Finden wir hier alle. Dies als ein paar Gedanken zum Donnerstagnachmittag. 😊

VVN

21 Kommentare zu „Monogamie und Widerspruch zur Liebe.

  1. Schönes Thema. Wichtiges Thema.
    Ich sage ja immer „Leben und Leben lassen“ und bin auch der Meinung, dass ich es praktisch umsetze. (Sagen kann man ja schließlich viel)
    Ich habe infzwischen gelernt, dass die Liebe wahnsinnig viele Verzweigungen hat.
    Unter uns 92 (Glückwunsch zur steigenden Follower Zahl 🙂 )
    Ich gehöre zur Monogamie Fraktion 😉 – ICH könnte es körperlich und seelisch nicht mit mir vereinbaren, mich real von einem anderen Menschen anfassen zu lassen oder eben jenen anzufassen.
    Ich nenn es mal konservativ. Und mein Gegenstück packt da gleich noch ne Schippe drauf.
    Mein Geist ist da wesentlich „freier“ – aber eine aktive Umsetzung – NEIN (s.o)
    Da mein Mann und ich diese Monogamie leben, lieben, verinnerlichen, wäre es für uns jetzt kein Widerspruch zur bedingungslosen Liebe. Dieser tritt in Kraft wenn, wie du oben so schön schreibst, man seine Gedanken und Wünsche nicht mehr ausspricht.
    Ist dann doch etwas länger geworden.
    Habt einen schönen Abend
    VG

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    1. Liebe Sandra, danke für deinen mutig-offenen Kommentar! 😊

      Vor allem würde ich dich mit deiner Einstellung überhaupt nicht als „konservativ“ bezeichnen – du hast mit deinem Mann gemeinsam die Entscheidung zur Monogamie getroffen, fühlst dich damit wohl und unterstützt gleichzeitig auch alle anderen einvernehmlichen „Konzepte“… Aufgeschlossener geht es doch kaum! 😊

      Und so, wie ihr lebt, steht es bedingungsloser Liebe selbstverständlich NICHT im Weg! Ich freue mich, dass ihr einander (so) ergänzt!

      Sei ganz lieb gegrüßt! VVN

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    1. Liebe Kaya, ganz herzlichen Dank dir! 😍

      Ich hab eben schon mit Herrn Carax telefoniert und wir sind an der Sache dran- Alleine Fragen beantworten und neu ausdenken geht in unserem Fall ja nicht… Das „müssen“ er und ich schon gemeinsam machen! 😮

      Daher: gibt es einen Zeitrahmen, in dem wir „die Herausforderung angenommen“ haben sollten? Weißt du da etwas? Denn in unserem Fall kann es sicher zwei, drei Tage dauern- Was dann KEINESWEGS Desinteresse ist, sondern reine Planungssache- 😯

      Allerliebste Abendgrüße! VVN (und Herr Carax, in Abwesenheit)

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      1. Nein, es gibt gar keinen Zeitrahmen. Ich habe doch auch ein paar Tage gebraucht. Es soll doch schließlich auch alles „ordentlich“ sein. Ihr dürft mir auch gern eine Mail schreiben, wenn ihr fragen habt. Die hatte ich schließlich auch.
        Allerdings bin ich heute viel unterwegs und kann deshalb erst wieder heute Abend antworten.
        Ich freue mich, dass ihr euch freut 🙂

        Liebe Grüße von Herzen
        Kaya Licht 🙂

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  2. Das hätte ich auch nicht treffender formulieren können.

    Vor allem, dass man in der Partnerschaft über alles reden sollte. Wenn man das Bedürfnis nach einem Porno hat, warum dann nicht gemeinsam ansehen? 😉
    Man findet doch für alles einen Kompromis oder?

    Ganz liebe Grüße 🙂
    Lisetta

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    1. So ist es, lieber Joe… Und sobald der richtige Mensch dann da ist, lässt man ihn das auch besser täglich wissen- 💖

      Natürlich können es genauso die richtigen MenschEN sein! 😉

      Herzliche Grüße an dich! VVN

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      1. Das lese ich ja hier immer, wie das geht ! 😊 Meine Oma und der Opa waren damals auch so im Umgang miteinander, bis zum Ende. Sie hat ihn einfach machen lassen, aber trotzdem immer auf ihn aufgepasst ! Er wurde ziemlich alt…

        Weisst Du, was ich doof finde ? Wenn man auf einen extrem toxischen Menschen trifft und ihm nicht helfen kann, obwohl man möchte – weil es einen sonst selbst in die Hölle zieht… Das ist sehr deprimierend… 😦

        Für Dich auch !!! 😀

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  3. Auch wenn ich zur „älteren“ Generation zähle und schon 48 Jahre mit meinem Partner zusammen bin, finde ich die Gedanken im Beitrag stimmig. Es gab auch in unserer Beziehung Situationen, wo es eine echte Entscheidung für den einen Partner gab. Wir waren immer ehrlich zueinander und haben auch Interesse zu anderen Menschen miteinander besprochen. Manchmal kamen so gute Freunde in unser Leben, die unsere Entscheidung so mittragen konnten. Die meisten Menschen verwechseln leider Partnerschaft mit Besitzdenken.

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    1. Vor den 48 gemeinsamen Jahren, in denen es offenbar stets die o.g. Ehrlichkeit und Offenheit zwischen euch gab, ziehe ich den Hut- (!) 😊

      Und, ja: leider ist es genau so, dass „Partnerschaft“ viel zu oft (und ungesunderweise) mit einem Eigentumsanspruch verbunden wird. Das finde ich so gefährlich und schade- 😞

      Alles Liebe wünscht: VVN

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  4. Ich kann keine Email Adresse finden, zu der ich eine Einladung schicken kann. Hatte schon eine Benachrchtigung geschickt. Nur zur info, LG Barbara

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    1. Gottfried! What’s going on? 😅

      (Your comment doesn’t make any sense in German, I’m guessing „Google-Translate-Fuck-Up“? 🤔)

      Anyway. I love reading + liking your articles! Have just recently liked and recommended your texts about haircuts, stress and „Why you shouldn’t have kids“… And when you asked this guy, why he’s against muslims having children, of course I liked that, too! That was a comment indeed. But your comments are often either very funny OR on point, so… „Like!“ as well. Hmmm. What’s the deal, Mister? Did something get lost in translation? 😉

      VVN

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      1. Hahaha, it’s Google translation. It didn’t properly convey the sarcasm. I just know you always like a lot of comments on my posts. 😁😁

        I wanted to encourage you to like all my older posts to make my day 😉

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      2. Wasn’t trying to get your attention since you’re already following us anyway- 😅

        As I said, when I like a comment of yours, it is *meant* as a like. The muslim-thing is just one example. The „your mother would get a heart attack“ is another example. It’s good fun scrolling through your conversations. 😊

        And: the encouragement is noted. Read you later. 😇

        VVN

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      3. It probably got lost in translation. Didn’t help that I infused a lot of sarcasm.

        Haha, so I noticed that you usually like a lot of comments on my posts and I was wondering if it was your way of getting my attention.

        Anyway, I would love for you to Like my older posts as opposed to just comments.

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