Ältere Freunde, Erinnerungen und Punk.

Es muss das Wetter sein, weil mir den vergangenen Tag über sau-schwindlig gewesen ist und ich bei meiner Wahlfamilien-Mutti auf’m Dorf kurzzeitig am Tisch eingeschlafen bin. 🤔

Nach einer kurzen Ruhephase zwischen 22:00 und circa 01:30 frickelte ich aber schon wieder am Blog, habe zu allen Kommentaren der letzten drei Tage etwas geschrieben und nachgedacht. Es ist schon ein verrücktes Leben.

Während ich den Kindern vieler Freunde beim Großwerden zuschaue (= derzeit ist von zwei bis elf Jahren fast alles vertreten), stelle ich im Stillen oft den Vergleich an, was ich selbst in jenem Alter denn getan habe. Oft ist das sehr skurril – ach, mit sieben Jahren wolltest du dich doch damals vom Hochhaus stürzen, und weißt du noch, mit elf hattest du längst selbstgeschnittene Narben am Unterarm…

Auch war meine beste Freundin mit zehn Jahren eine 20-jährige Oberstüflerin, bei deren Clique ich in den großen Pausen fast grundsätzlich abhing. Wenn man eins von insgesamt zwei unarisch aussehenden Kindern an einer gesamten Schule ist und zudem auf’m Nazikaff lebt, muss man sich irgendwo Beistand und Schutz holen- (!) 😇

Für mich war es diese kleine Gruppe aus politisch sehr links orientierten, Punk hörenden, unangepasst-unkonventionell gekleideten und sehr viel älteren Mitschülern, denen meine Hautfarbe scheißegal war, und die sehr bald einen starken Beschützerdrang mir gegenüber entwickelten. Mich konnte niemand mehr von dort wegholen, weder meine Pflege“eltern“, noch sonst irgendwer von offizieller (Lehrer-)Seite.

Mein Gefühl war, das Recht in Gänze auf meiner Seite zu haben – „ihr alle seid nicht in der Lage, auf mich aufzupassen, deshalb tue ich es selber!“ 💀 – und nachdem besagte damalige Freundin 1998 ihr Abi machte, blieb ich mit denjenigen aus ihrem Dunstkreis an der Schule, die 1999er- und 2000er-Abijahrgänge waren. Daher stammen wohlgemerkt im weitesten Sinne auch der Grillplattenfreund und meine Klopsfreunde. 😅

Überhaupt war es mir stets eine willkommene Alternative zum „Mich-daheim-einbunkern“, wenn ich mit den Älteren draußen unterwegs sein konnte. Sie holten mich morgens von der Bushaltestelle ab, damit mir meine Schulkameraden nicht auflauerten (= Dorf. Nazis.), saßen mit mir über die Mittagspause im Schülercafé und luden mich an Nachmittagen zu sich nach Hause ein (= ab Sommer 1997).

Wenn ich mich heute an diesen Rückhalt erinnere, dann ist es noch immer ein gutes Gefühl. So unüblich es vielleicht sein mag, ab dem zehnten Lebensjahr vorrangig mit so viel Älteren zu sein: für mich war es das Beste, 1000 Mal gesünder als daheim und eine Sache, die ich wirklich wollte. Ich liebte diese Truppe. Es war schön. 💖 …

Und nun gehe ich mir neuen neuen Kuchen erjagen. Wolf wünschte mir soeben auch einen guten Morgen, und bevor ich in etwa 24 Stunden zu ihm zurückreise, darf ich noch ein neues Skalpell kaufen. Sehr gut. Ansonsten, denkt daran:

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Euch einen phänomenal-virenfreien Mittwoch!

VVN

3 Kommentare zu „Ältere Freunde, Erinnerungen und Punk.

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