Holocaust-Gedenktag und Joe Bidens erste Woche.

Heute ist der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.

Viele Leitmedien berichten darüber, und auch auf „Zeit Online“ gibt es einen recht tauglichen Artikel dazu. Eine Sache störte mich daran jedoch so, dass es zumindest für einen mittelgroßen gedanklichen Protestkalmar 🐙 reichte-

Wolfgang Schäuble wird zitiert: „An Gedenktagen werde zwar stets Verantwortung angemahnt, doch auch in Deutschland zeigten sich Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit wieder offen, hemmungslos und gewaltbereit.“

Ja. Aber was bitte bedeutet denn dieses: „AUCH WIEDER in Deutschland“. 🤔

Passend dazu hatten Wolf und ich gestern Nacht noch eine ARTE-Dokumentation über die Entnazifizierung Deutschlands geschaut (= Entnazifizierung. Eine Geschichte vom Scheitern.), doch es hätte diese Sendung weiß Gott NICHT benötigt, um zu dem *eindeutigen* Fazit zu gelangen, dass dieses Vorhaben leider nie geglückt ist.

Insofern warf dieses „AUCH WIEDER in Deutschland“ beim Lesen kurz die dringliche Frage in mir auf, wo man denn bitte die letzten paar Jahrzehnte verbracht habe, wenn ihr versteht. Es ist nicht: „Oh. Auch wieder in Deutschland.“, es ist: „Leider noch immer in Deutschland.“ 😟

Das zeigt sich alltäglich im privaten Rahmen, wie Herr Carax‘ abstoßende Begegnung neulich sehr gut veranschaulicht, und auf übergeordneter Ebene dadurch, dass – hier greife ich auf einen Beitrag von Martha Frei zurück – „es heute eine Partei im Bundestag gibt, deren Fraktionsvorsitzender diese Bestialität (= Anm.: den Holocaust) als ‚Vogelschiss‘ in der deutschen Geschichte bezeichnet hat“.

Nja. Aber so wütend, traurig, resigniert oder gar depressiv einen das zunächst auch stimmen mag – denkt dran, liebe Freunde, dass jeder von uns jeden einzelnen Tag etwas dazu beitragen kann, dass diese Welt eine bessere wird. Manchmal reicht schon ein simples: „Ich glaube dir.“, oder ein: „Lasst den Scheiß.“ im richtigen Moment. 🌞

Und in Zwischenzeit, was ich erstmal als rein positive Nachricht nehme, hat Joe Biden seit seiner Vereidigung

• Lloyd Austin als ersten Schwarzen Verteidigungsminister in der Geschichte der USA ins Amt geholt,

das Transgender-Verbot gekippt, das (durch Trump erneuert) alle Transsexuellen systematisch aus dem US-Militär ausgeschlossen hatte,

• mit Rachel Levine die erste Transfrau ever für das Amt als Gesundheitsministerin nominiert, und

• sowieso sehr viele gesetzliche Verfügungen seines Vorgängers direkt kassiert.

An einem (Gedenk-)Tag wie diesem finde ich solche Schritte und Gesten wichtiger denn je. Und je mehr gesellschaftliche Diversität zur Selbstverständlichkeit wird, desto mehr besteht trotzdem noch Grund zur Hoffnung, findet ihr nicht? 🌸

Bleibt solidarisch, achtsam und mutig-

VVN

P.S.: ich höre mich beim Schreiben durch die neuen Alben von Taylor Swift. (YAAAY, Trump ist nicht mehr im Amt! 😅) Immerhin dieses politische Vorhaben ist geglückt.

20 Kommentare zu „Holocaust-Gedenktag und Joe Bidens erste Woche.

  1. Ja lieber Valentin, LEIDER NOCH wären die richtigen Worte gewesen.
    Ich war sehr beeindruckt, dass Jo Biden noch am Tag seines Amtsantrittes mit der Arbeit losgelegt hat.
    Und die Hoffnung darf man auf keinen Fall verlieren.
    Viele Grüße Sandra

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    1. Liebe Sandra, ich glaube, wir alle beobachten die Entwicklungen in den USA weiterhin gespannt und hoffnungsvoll. Im Moment sieht es ja wirklich nach äußerst positiver Fortentwicklung aus. Nun muss nur noch die Bevölkerung mitziehen… 🤔

      Starte gut in die neue Woche! 🌞

      VVN

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  2. Uneingeschränkte Zustimmung, danke für deine persönliche Beschreibung zum Thema
    Ich habe in der Schule auch mit den Kindern über den heutigen Gedenktag gesprochen, sie fragten warum die Flagge neben dem Schultor auf Halbmast hängt. Es sind Grundschulkinder, aber alle wussten bereits nach wenigen Worten, worum es ging/geht und sie waren sehr betroffen.
    Ich sehr gerade auf Tagesschau24 einen Bericht zum Thema bezogen auf den Osten und die dortige rechte Entwicklung. Einfach nur abscheulich und widerlich…. 😪😪😪

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    1. Liebe Bea, keineswegs habe ich dich irgendwo falsch verstanden: und in der Tat sind diese menschenverachtend-rechtsradikalen Ideologien überall grässlich und bekämpfenswert- 😒

      Dass du direkt dabei mitmachst, indem du Kinder dafür sensibilisierst und über den Holocaust aufklärst, finde ich grandios. Insofern danke dir! Für deine tägliche Arbeit und die damit verbundene, glasklar vertretene Meinung. 🌸

      VVN

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      1. Das mit dem FalschVerstehen galt auch eher denen, die den Kommantar lesen und ohne Background vielleicht falsch einsortieren (könnten).

        Danke dafür – obwohl? Nein! Das ist selbstverständlich!!!! 🙂
        Grüßchen…. 🌸

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  3. Was Joe Biden in seiner ersten Woche als US-Präsident alles in die Wege geleitet, angeordnet oder zumindest angestoßen hat, haben so manche seiner Vorgänger nicht einmal in vier Jahren Amtszeit zuwege gebracht. Da ziehe ich mit höchstem Respekt ganz tief meinen Hut vor ihm…
    Mir hat es heute die Rede von Charlotte Knobloch sehr angetan. Vor allem, wie sie das braune Gesindel in die Schranken weist:

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    1. Liebe Martha, bis jetzt teile ich den von dir empfundenen tiefen Respekt uneingeschränkt. Allein die Symbolwirkung, als Präsident der USA *erstmalig* ein so diverses Team zusammenzustellen, ist bereits unglaublich viel wert. 🌞

      Danke auch für das Video. Mach weiter so und bleib bitte, wie du bist. VVN

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    1. Dear Jeanne, thanks for stopping by! 😊

      I wrote about the International Holocaust Remembrance Day and how important it is to stand together against neo-Nazi organizations and their ideologies worldwide. Unfortunately they have been getting stronger almost everywhere over the last couple of years, and here in Germany, too. A lot of (German) neo-Nazis really *love* Donald Trump and felt very encouraged by his politics. Seeing how hate crimes against minorities increase in numbers again is just horrible. I had hoped, mankind maybe would have learned from the past, but: no. 😟

      It is my strong believe that women, people of colour (like me 😇), the lgbtq*-community, people with (mental) health issues and minorities in general need to be equally heard, seen and included. I think, in a modern and Christian society ideologies based on hate, elitism, oppression and exclusion must not have *any* place.

      And don’t our lives in general profit from diversity? No matter if it’s making friends, learning, cooking, travelling, blogging, or whatever- Without curiosity, new views and new ideas, where would be the fun? 🙂

      Take care and stay safe! VVN 🌸

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  4. Ich war gestern echt etwas schockiert. Dieser Gedenktag war ja erst 1996 durch BPräs Herzog eingeführt worden.
    Da hatte man sich aber Zeit gelassen. Heute kam dann in B5aktuell die Meldung, das den Gedenkstätten in Bayern Geld fehlt. Im Dezember konnte man in der KZ-Gedenkstätte Dachau nicht mal mehr Klopapier kaufen. Eine etwas komische „Meldung“ der Geldnot. Interessanter, dass es die Bay. Staatsregierung nicht interessiert zu haben scheint. ;-( LG MIchael

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    1. Lieber Michael! Schön, dass du auch wieder hier bist! 🙂

      Ich denke, du hast Recht: man hatte sich definitiv zu viel Zeit gelassen. 25 Jahre sind noch nix! Alles Andere, was du erwähnst, ist einfach nur traurig und absurd. Die Prioritäten werden durchaus systematisch anderswo gesetzt. 🤔

      Pass auf dich auf! VVN

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      1. Mal sehen ob die jetzt noch doch mal in die Gänge kommen. Die haben jetzt ja Zeit zum Nachdenken, und der Horror scheint nicht vorbei. 😉 Alles Gute auch für euch, Valentin! Hier ist es auf weiter Strecke nicht soo gefährlich wie ggf. bei euch. LG Michael

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      1. Lieber VVN! Ein Beispiel zur Nicht-Aufarbeitung der NS-Zeit. Die NS-vorbelasteten Juristen wurden ohne Schwierigkeiten in den Staatsdienst wieder aufgenommen. Habe das Buch des Juristen Dr. Ingo Müller vor vielen Jahren gelesen. Kein Wunder, dass die nichts aufarbeiten wollten.
        Aus Wikipedia:
        „Furchtbare Juristen“ – Untertitel: Die unbewältigte Vergangenheit unserer Justiz – ist der Titel eines erstmals 1987 erschienenen Buches des Juristen Ingo Müller. Es behandelt die Verbrechen der deutschen Justiz in der Zeit des Nationalsozialismus und die durch Übernahme von NS-vorbelasteten Juristen in den Staatsdienst der Bundesrepublik Deutschland verhinderte gerichtliche Aufarbeitung ebendieser Verbrechen.
        https://de.wikipedia.org/wiki/Furchtbare_Juristen

        Schönen Abend und gesund bleiben! Hubert

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