Folgeartikel: Therapiefindung unmöglich. 🐙

Heute geht’s schon wieder, nach dem arg holprigen Wochenstart, und ich steige auch direkt ins Thema ein, nämlich: „verkopft sein“. 🤔

Im ersten Beitrag dieser Reihe berichtete ich davon, welches Wissen, welche Kompetenzen und welche Weltoffenheit ich seitens eines Therapeuten benötigen würde, und im zweiten, darauf Bezug nehmenden Beitrag, dass sämtliche TherapeutInnen in meinem bisherigen Leben aus eigener Unsicherheit heraus das Handtuch warfen – nicht, weil ich die Behandlung „nicht annehmen konnte“. 

Nun gab es diverse Menschen im Laufe der Jahre, die mir genau dies dennoch unterstellten. ICH sei derjenige, der sich schlichtweg nicht auf die Therapie hatte einlassen können, ICH sei bloß „zu verkopft“…

Nochmal. Es waren die *TherapeutInnen*, die mich direkt weiterschickten, oder die von meiner Geschichte überfordert hinschmissen, nicht ich. Und außerdem ist dieses Hinweisen auf mein „Verkopft-Sein“ leider viel zu kurz gedacht! 🙄

Die langjährige Freundin, mit der ich das Ganze im Chat und am Telefon weiter inhaltlich auseinandernahm, meinte: „ich denke, dass du damals, als du in therapie warst, nur darüber vertrauen aufbauen konntest, dass ein Therapeut mehr weiß als du/mehr erfahrung hat als du und das ist immer wieder widerlegt worden. Erinnere mich an deine Beschreibung, dass eine Therapeutin mal ganz abgestoßen von dem war, was du erzählt hast.“ 🐙

EXAKT. Abgesehen davon, dass schon mein 16-jähriges Ich wirklich alles gebrauchen konnte, außer einer extrem simpel gestrickten, betagten, weißen Frau, die bei wahrlich noch harmlosen Schilderungen entsetzt ausrief: „Aber- Das ist ja widerlich!“ (= wahre Geschichte), so ist auch der Rest betreffs Vertrauen äußerst zutreffend-

Natürlich muss ich mit meinem Hintergrund übelst drauf achten, dass mir ein Therapeut wissensmäßig (und intellektuell) gewachsen ist! Das Letzte, was ich mir schließlich emotional und kräftemäßig leisten kann, ist ein Gegenüber, das sagt: „Rassismus? Gibt es doch gar nicht mehr in Deutschland!“, wenn ich wegen meiner rassistischen Gewalterfahrungen zerstört in der Ecke hänge.

Und ebensowenig kann ich mir einen Therapeuten leisten, der mir z.B. auf dem Gebiet von sexualisierter Gewalt Mitschuld an meinen Flashbacks gibt, weil ich ja BDSM praktiziere und damit folglich alles *selbst* wieder hochhole?! WTF!!! 🐙

In Zuständen wie jüngst oder neulich KANN ich keine politische Aufklärungsarbeit leisten! Ich KANN dann nicht erstmal wieder heiter aus meinem Absturz hervorkommen und meinen Therapeuten weiterbilden, um danach *vielleicht* gescheit von ihm aufgefangen zu werden! Ich bitte euch!

Also bin ich *von der Warte aus* natürlich wahnsinnig „verkopft“. Dies an alle, die mir das jemals kritisch als vermeintlichen Makel und als blinden Fleck in meiner Selbstwahrnehmung ankreiden wollten- 😒

Aber! Ich bin eben *GENAUSO* wahnsinnig verspielt, und wahnsinnig exzessiv beim Feiern und nächtelangem Tanzen, und wahnsinnig losgelöst und gefühlvoll bei Wolfs und meinen BDSM-Sessions, und wahnsinnig warm und tröstend gegenüber Leuten in Not, und schlichtweg ein sehr komplexes Wesen, das sich nullprozentig auf „verkopft“ festnageln lässt! 

[Allein meine Fähigkeit, sämtliche Kontrolle vertrauensvoll an Wolf abzugeben und mich völlig bei ihm fallenzulassen, lässt jedes: „Du bist verkopft“ lächerlich wirken. Wer Wolf und mich je zusammen beim Tanzen, Feiern, Spielen gesehen hat, weiß, wovon ich rede. Und wir machen grundsätzlich Ernst. Es ist immer eher drüber, als drunter.]

Demnach kommt es letztlich nur auf mein Gegenüber an.

Wer mir im Privaten je mein „Verkopft-Sein“ vorhielt, der hat es offensichtlich nie geschafft (= ODER EINFACH NICHT VERDIENT 🐙), meine verspielten, gefühlvollen, losgelösten Seiten kennenlernen zu dürfen-

Und jeder Therapeut, der mir mit „verkopft“ daherkommt, denkt mir einfach viel zu eindimensional. „Sie sind so und so.“ Einmal Stempel draufdrücken, bzw.: einmal Schublade auf und zu… Obwohl doch jeder Mensch (= nicht nur ich 😅) etliche Facetten in sich vereint, und ich zunächst aus allen genannten Gründen eben verkopft sein MUSS! 

Geht Null.

Zusammenfassend benötige ich einfach erstmal einen Grund, um vom Verkopft-Sein wegkommen zu mögen, d.h.: Vertrauen schenken zu wollen! Ist dieser Grund da, ist auch alles Weitere möglich. Denn ich kann mich einlassen. Und wie! Und ich kann vertrauen. Ebenfalls: und wie! 💖🐺💖

Aber sicher nicht vorschussmäßig und fahrlässig. Ich habe es *nicht* dank meiner Blauäugigkeit, meiner Nachgiebigkeit und meiner Naivität so weit im Leben geschafft. Es war immer äußerst genaues Hingucken, Hinfühlen und Hören auf mich selbst. Und das rate ich generell jedem. 

Fühlt sich etwas nicht OK an, dann *IST* es nicht OK. 

Für euch ein wundervolles und anti-coronales Wochenende! 🌸

VVN

P.S.: hier seht ihr Wolfs und meine jetzige „Nahrungsgrundlage“. Gemüsebrühpaste. Aber wieder selbstgemachter, bester Qualität.

40 Kommentare zu „Folgeartikel: Therapiefindung unmöglich. 🐙

  1. Das mit der Gemüsebrühpaste ist toll. Muss mal sehen ob ich das auch hin bekomme. Ansonsten kann ich da nicht viel mitreden außer, dass Professionalist:innen eben immer davon ausgehen, dass sich das „Rat suchende Gegenüber“ irgendwie „unter zu ordnen“ hat. Neulich hatte ich so was auf meiner juristischen Schiene. O-Ton gleich zu Beginn: „Ich bin der Profi! Verstanden!“ Als ich um in die Diskussion einzusteigen die Thematik schilderte kam beim ersten Fachbegriff sofort wieder die Profi-Schiene. In meinem folgenden Bemühen alle juristischen Begrifflichkeiten weg zu lassen und mich naiv zu stellen, fühlte sich der Profi dann irgend „veräppelt“. Ich von so was zwar schon oft gehört, aber es jetzt mal selbst erlebt. Es gibt solche Leute, in allen Branchen. 😉 Wünsche euch ein schönes Wochenende! LG Michael

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    1. Lieber Michael! Danke, das schöne Wochenende wirde gehabt! 😉

      Und, ja: so viel Gemüsebrühpaste zu haben ist super praktisch. Auch für die Zeit nach dem Fasten. Zwar ist Wolf der Koch hier im Hause, aber sogar ich weiß inzwischen, dass jedes Risotto und jede Suppe dadurch noch besser wird. Dir viel Erfolg beim Rumprobieren! 🙂

      Und: „dass Professionalist:innen eben immer davon ausgehen, dass sich das ‚Rat suchende Gegenüber‘ irgendwie ‚unter zu ordnen‘ hat.“  kann ich leider nur in Neonfarben mitunterschreiben, offensichtlich. Ich machte nie leider eine andere Erfahrung. 😒

      Genieße du nun deinen Montagabend! VVN

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  2. Verkopft zu sein, ist in manchen Fällen das, was einem den Arsch rettet! 👆
    Und loslassen zu können, wenn man herausgefunden hat, wo man das ohne Gefahr tun kann, ebenso.
    Niemand hat das Recht darüber zu urteilen.
    Oder generell.
    ❤ ❤ ❤

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    1. Ihr Lieben! Die inzwischen 6 Likes unter eurem Kommentar sprechen für sich – uneingeschränkte Zustimmung. 😊

      Und ich versteh auch *zum Geier* nicht, weshalb: „Du bist so verkopft“ dermaßen häufig mit Stirnrunzeln, mitschwingender Kritik und abwertender Konnotation ausgesprochen wird. Aber die Menschen, die das abschätzig sagen, sind dann eben *GENAU DIE*, die nicht weiter denken (können) – zu dem Punkt, dass das Gegenüber/man selbst definitiv noch viel, viel mehr sein MUSS, als bloß verkopft.

      Aus dem simplen Grund, weil man ein lebendiges, fühlendes Wesen ist. 😒💀🐙

      Ich bin froh, dass ich loslassen kann. Dass ich weiß, dass sich: „verkopft“ und: „völlig drüber und exzessiv“ nicht widersprechen – sondern BEDINGEN. Und ich bin froh, dass ihr das ebenfalls wisst. 😻

      (Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte. Ich wollt es nur laut sagen.)

      Bis ganz bald: und möge euch der Kühlschrankgott wohlgesonnen sein… VVN

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    1. Liebe Sandra, ich sehe das auch so. 🌞

      Es ist unfassbar wichtig, auf sich selbst und die eigenen Instinkte zu hören. Und Bullshit wird nicht weniger bullshittig dadurch, dass ein Arzt/Therapeut ihn ausspricht- Wenn derjenige nicht in der Lage ist, den Menschen im Gesamten zu betrachten, dann ist es eigentlich schon direkt vorbei. 😒

      Njaaa. Fühl dich zurückgedrückt. An diesem schönen Dienstag. HAHAHAHA! 😹

      VVN

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  3. Also Deine Ausführungen sind in sich schlüssig. Alle Deine Strategien logisch. Mit den richtigen Menschen um Dich herum, schaffst Du das. Frohes Fasten.😊 Liebe Grüße, B.

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    1. Liebe Barbara: ein dreifaches „Danke“ an dich! 😀

      Und ich sehe ganz doll zu, dass ich auch ja „die richtigen Menschen“ um mich habe. Nicht wenigen habe ich schon den Stiefel verpasst. Aber die um Längen größere Zahl an Freunden begleitet mich u.A. bereits schon seit über 20 Jahren. Unabhängig von all der Gewalt. Das ist ein gutes Gefühl. 😇

      Ich wünsch dir was, erhol dich weiter gut und mach dir einen entspannten Abend! VVN

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    1. Hej, liebe Steffi! 🙂

      Wie gesagt, keine Kritik an *dir* – wie ich im Beitrag schrieb, wurde ich ÜBER DIE JAHRE schon ganz oft als „verkopft“ abgestempelt und damit hast du nichts zu tun. Dein einer Antwortkommentar hat diese Erlebnisse nur nochmal hochgeholt. Bei dir weiß ich ja inzwischen, dass du das „verkopft“ 1.) neutral und keineswegs böse gemeint hast, und dass du 2.) auch nicht zu „denen“ gehörst (= siehe: meine Antwort an die Lunis weiter oben). 😇

      Pass auf dich auf und viel Kraft! VVN

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  4. 90 Prozent der Therapeuten taugen nix… Es sei denn man ist/hat eine schlichtgestrickte Mainstream-Persönlichkeit – dann können sie dir vielleicht noch etwas Gescheites sagen. 😉

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  5. Well it sounds like the therapists don’t know you very well or like you said, each person has many facets and they only see a little of yours. You have mentioned racism a number of times, my wife and I are inter-racial and have experienced racism a number of times being out together. And this was before our ex-president! Anyway I’m sorry you went through that kind of pain.

    N

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    1. Hey there and thanks so much for commenting here. 😊

      Your summary was perfect, and regarding racism I can only say: sorry the both of you (= you and your wife) have to experience that kind of violence, as well! With Trump it increased even more worldwide, but of course *it has always been there*. Always.

      I hope we’ll see a world without racism, bias and prejudice in our lifetime… But I’m really not sure if society is ready for that. 😟

      Still: Biden, Harris and their people are doing a good job so far – and we have to do the same. Every day. Stay strong and take care! 🌸

      VVN

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      1. Thank you Valentin! Yes I think you’re right….the Biden/Harris team are doing very well. And yes we have to do our part too.

        Some think in the US we have 2 opposing parties each with valid arguments and equally valid. That’s not it at all! One party is simply trying to hold onto power with nothing really constructive to offer (Republicans) and one party is actually doing good and trying to make a positive difference (Democrats). That’s my take on it – and I have been on both sides of the aisle.

        Peace.

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  6. Ich find nicht, dass man besonders verkopft sein muss, um zu erkennen, dass ein Therapeut, der den hiesigen Rassismus verharmlost, ein absolutes Nogo ist.
    In diesem Sinne – bleib dir weiter auf der Spur, du bist nicht allein 🌝
    Liebe Grüße
    Sabine aus dem 🕷 🕸

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    1. Liebe Sabine, auch dir ein herzliches: „Danke“ für deinen Kommentar! 😊

      Nein, für die von dir beschriebene Erkenntnis muss man wahrlich nicht verkopft sein. Dass es leider noch immer *mehr als genug* Menschen/Therapeuten mit rassistischem und stumpf abstempelndem Denken gibt, steht auf einem anderen Blatt. Schön aber, dass *DU* nicht dazu gehörst und mich verstehst! 🌞

      Lass es dir gutgehen und bis bald: VVN

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  7. „Und ebensowenig kann ich mir einen Therapeuten leisten, der mir z.B. auf dem Gebiet von sexualisierter Gewalt Mitschuld an meinen Flashbacks gibt, weil ich ja BDSM praktiziere und damit folglich alles *selbst* wieder hochhole?! “ Super Begründung, wirklich! Das nenne ich mal vertieft und analytisch.

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    1. Lieber Bert, weil es das Internet ist, kann ich nicht komplett ausschließen, dass du das trotz „Like“ ironisch gemeint hast. Lustig wär’s. 😅

      Der Punkt an sich ist mir inhaltlich aber immens wichtig. Leider leben wir in einer Gesellschaft, die Betroffenen von Gewalt und Missbrauch noch immer (überwiegend) die Schuld an der Tat zuspricht – und anschließend die Schuld daran, dass die Betroffenen das erfahrene Grauen nicht verarbeiten können.

      Gleichzeitig wird BDSM oft völlig fälschlicherweise mit Gewalt assoziiert, oder gar mit Gewalt *gleichgesetzt*.

      Wenn Beides zusammenwirkt entsteht daraus ein Potpourri von Vorurteilen und Fehlannahmen, die direkt zur Hölle führen. *DAS* von einem Therapeuten: bitte nie. 🐙 😇

      Abendliche Grüße und danke vielmals für dein Lob (= ich gehe davon aus, dass es wirklich eins war).

      VVN

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      1. Von außen mag ja für den / die Unbedarfte/n Gewalt und BDSM ‚gleich aussehen‘ – aber wer sich auch nur für drei Minuten Gedanken macht, kommt schon von alleine darauf, dass es da wesentliche Unterschiede gibt.
        Manchmal denke ich, dass es sich die Therapeuten halt auch leicht machen, wenn sie nicht weiter wissen. Und anstatt einfach mal zu sagen, dass sie gerade (auch) keine Ahnung haben, muss eine „Lösung“ her, egal aus welchem Zauberhaut.

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  8. Gemüsebrühpaste hilft über verkopfte Momente hinweg. Verkopft sein ist aber durchaus gut, zumindest in Maßen.
    Manchmal hätte ich dafür einfach gerne einen on-off-Schalter. Für die Lautstärke meiner Kinder hätte ich einen solchen auch gerne. Leider habe ich bis heute keine Schalter gefunden… 😉
    Schönes Fastnachtswochenende lieber Valentin!

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    1. Lieber Flo, mit dem „Verkopft-Sein“ ist es genauso, wie es auch die Lunis weiter oben schrieben (= inklusive meiner Antwort darauf 😉).

      Es ist definitiv kein Mangel an etwas.

      Und selbst wenn du sagst, dass es bei dir manchmal überhand nimmt, dann bist du ja trotzdem immer noch VIEL, VIEL MEHR, als lediglich „verkopft“! Da bin ich mir sicher. Ganz ohne Brühe. 🌸

      Ich wünsch dir einen Schalter für jedes Bedürfnis – und einen grandiosen Restmontag! VVN

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    1. Hallöchen nochmals: schön, dass du auch unter diesem Beitrag eine Portion Mut dagelassen hast! 🌸

      Umso grässlicher allerdings, dass du all solche negativen Erfahrungen mit „Experten“ ebenfalls machen musstest. Es sollte nicht so sein. 😟

      Ganz, ganz liebe (und hier zudem überaus solidarische) Grüße! VVN

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      1. Besonders ernüchternd ist, wenn von anderen „Fachleuten“ erklärt wird, wie das jeweilige „Spiel“ (Medizin, Psychotherapie, Jura) tatsächlich funktioniert und dann damit sichtbar wird, warum es nicht klappt bzw. geklappt hat… (Dummheit, Borniertheit oder manchmal sogar noch eigene Traumata, die in den Klienten zusätzlich hinein projiziert werden)
        Ich versuche heute meine Probleme lieber selbst zu lösen – wenn möglich. „Fachleute“ nur noch, wenn ich es nicht mehr verhindern kann.
        😉🍀🤗

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