MittelAlter statt heute.

Wenn ich in der Zeit reisen dürfte, wäre mein Ziel alternativlos das MittelAlter. Schon seit Langem. Eigentlich geht es dort ja nur ums Kämpfen, Essen, Saufen und Ficken.

(Natürlich weiß ich, dass das eine extrem oberflächliche Betrachtung ist. Aber das Leben wäre ausgefüllt. Irgendwie.)

Für jemanden wie mich, der immer noch nicht so richtig weiß, wo sein Platz auf dieser Welt ist, ein erstrebenswerter Zustand. Keine größeren Fragen, die zu beantworten sind. Kein höherer Sinn. Einfach nur Sein. 

Soweit die Theorie. Meine Sicht auf die Dinge. 

Dann habe ich bei einem Freund ein Buch entdeckt. “Regeln für einen Ritter“. Habe es in die Hand genommen und angeschaut. Aha. 1400 irgendwas. Ein Soldat schreibt an seine Kinder, bevor er in die Schlacht zieht. Interessant. Denke ich mir. Diese Gedanken eines Ritters. Ich blättere drauflos.

Lese Passagen wie:

“Als ich ein junger Mann war, wusste ich nicht, wie ich leben sollte.”

“Meine Seele fühlte sich wild an, und ich konnte den Grund nicht erkennen, aus dem ich geboren war.”

“Dieser Mangel an Sinn lastete so schwer auf mir…”

“Dann wieder empfand ich mein nutzloses Wesen als so leicht, dass ich Angst hatte, ich könnte davongeweht werden.”

Woah. Das musste ich erstmal sacken lassen. So hätte ich das nicht erwartet. Genau wie bei mir, und genau wie in der heutigen Zeit! Verwirrend.

Auf dem Weg nach Hause bastle ich gedanklich schon an meinem Blogeintrag dazu. Dieser Input sprengt alles. Ich bin mega überrascht. 

Daheim angelangt setze ich mich sofort an den Laptop. Google dann das Buch. 

Der Name des Autors kam mir immerhin super bekannt vor. Im ersten Moment hatte ich den Namen jedoch ganz woanders eingeordnet. Nämlich bei Ethan Hunt. Nicht bei Ethan Hawke.

Es sind gar keine authentischen, alten Briefe. Es ist ein Roman! Geschrieben von eben jenem Schauspieler.

Das zweite Mal an diesem Tag bin ich baff. Jetzt aber eher im Negativen.

Ich hatte wirklich geglaubt, eine neue Erkenntnis gewonnen zu haben. Eine neue Perspektive. (Und sei es nur die, dass der Struggle im „Damals“ kaum anders war.)
Dem ist leider nicht so. Eher bin ich “Fake News” auf den Leim gegangen. Schade.

Dennoch war der Start in die Woche wieder gut. Zu 95% beteiligt daran sind der blaue Himmel und die SonnenStrahlen. 🙂

Lasst es euch gut gehen.

Julian Carax

33 Kommentare zu „MittelAlter statt heute.

  1. Mittelalter also… Ratten, Läuse, faule Zähne, zugige, kalte, dafür dunkle Behausungen und eine Lebeserwartung zwischen 28 und 37? Als Frau dazu jede Menge Schwangerschaften und Kindbett ohne Hygiene. Ich danke. Aber die Frage nach Sinn des Lebens müsste ich mir wenigstens nicht stellen, weil ich gar nicht so alt werden würde;)

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    1. Ich denke, dass die Menschen den Fakt mit der LebensErwartung nicht so wahrgenommen haben. Sie kannten es ja nicht anders. Mit den anderen Punkten hast du natürlich recht. Da hätte keiner Bock drauf. In meinem GedankenSpiel lasse ich diese Faktoren aber Außen vor. Sie sind mir schlecht nicht wichtig.

      Ich stelle mir einfach nur ein Leben ohne all diese bohrenden und zermürbenden Fragen vor. Was nicht heißt, dass es keine Menschen gab, die damals nicht schon so gedacht haben. Die gab es zweifelsohne. Vielleicht nur noch nicht so viele.

      JCarax

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    1. Da hast du einen validen Punkt. Dennoch hätte es sich besser bzw authentischer angefühlt, wenn die Worte von damals gewesen wären.
      Ein weiterer Punkt wäre, dass meine Annahme damit ein wenig widerlegt worden wäre. Das hätte ich spannend gefunden. Was natürlich nicht heißt, dass es das damals nicht gab.

      Das Buch werde ich mir trotzdem holen. 😊

      JCarax

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  2. Es ist schon besser, dass du im „Hier und Jetzt“ abhängst. Sonst hättest du Harry Potter, GOT, Ramen, Brisket und unsere St. Paddy’s Day-, Herbst-, und Weihnachtsabenteuer verpasst. 😹

    Vergiss nie: du bist nicht allein und wirst geliebt.

    VVN 🐱💖🐻

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  3. Fake news, ja, aber schließt es aus, daß wirklich jemand damals so gedacht haben könnte und sich der Autor in diese Figur reinversetzt hat? Zugegeben, ist es poetischer geschrieben als unsere Vortstellungen vom rauen Mittelalter. Und ihren Platz im Leben dürften Menschen zu allen Zeiten gesucht haben.

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      1. Diese Sichtweise wurde mir dadurch erst richtig bewusst. Sicherlich gab es schon damals Menschen, die ihren Platz gesucht haben. Das habe ich vorher nicht so betrachtet. Oder wollte es nicht wahrhaben.😂 Ich denke nur, dass es nicht so viele waren wie heute.

        Dennoch hat die ganze Angelegenheit mein GedankenSpiel ein wenig entromantisiert. Damit muss ich erstmal klar kommen. 😂😂

        JCarax

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  4. Hallo Julian, ich finde die Idee eigentlich total süß. Das Buch ist ab 6 Jahren und seine Frau hat die Zeichnungen gemacht.

    Ich glaube den Inhalt, in Form eines Ritters, Kindern zu vermitteln, ist nicht die schlechteste Idee.
    „In zwanzig wunderschönen kleinen Fabeln schildert er, wie ein jeder seinem Leben Schönheit und Bedeutung verleihen kann, indem er Werte wie Dankbarkeit, Freundschaft und Ehrlichkeit zur Grundlage seines Handelns macht.“
    (Auszug aus dem Klappentext)

    Liebe Grüße Sandra

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    1. Die Idee ist auch mega. Das was ich von dem Buch gesehen habe, hat mich auch überzeugt. Werde es mir definitiv holen. Die Zeichnungen sind mir noch nicht mal aufgefallen beim Durchblättern.

      Liebe Grüße zurück.

      JCarax

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  5. Du hast Wünsche. Lol Du magst den Feudalismus? 😉 Nee, Scherz beiseite! Jede Zeit hatte Vor- und Nachteile. ich für meinen Teil würde lieber in die Zukunft reisen. 🙂 Wünsche euch eine schöne Woche! Übertreibts nicht, im neuen Hauptstadt-Lockdown. LG Michael

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    1. Ich übertreib hier schon lange nichts mehr. Außer vielleicht mit Essen. 😂😂😂

      Die Zukunft wäre ein anderes „ReiseZiel“. Da würde ich aber auf ganz andere Dinge blicken.

      Lass dich nicht ärgern und bleib gesund.

      JCarax

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  6. Mir fallen beim Mittelalter immer die Geschichten meines Geschichtslehrers ein, der liebend gerne Foltermethoden erörterte… und ansonsten das, was @frauhemingistunterwegs schreibt 😉
    Ich glaube, deine Erkenntnis ist trotzdem nicht von der Hand zu weisen. Die Probleme, die wir heute haben, sind nicht alle unbedingt neu. Die Art und Weise, wie sie sich präsentieren vielleicht, aber ansonsten hat sich, glaube ich, nicht viel getan. Jedenfalls nicht in dem Punkt, wie Menschen „funktionieren“, was sie bewegt, was sie nervt… Ich finde Briefsammlungen und alte (veröffentlichte) Tagebücher da immer spannend 🙂

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    1. Hört sich nach einem interessanten GeschichtsUnterricht an. 😂

      Ich denke auch, dass ihr recht habt. In meinem GedankenSpiel habe ich das wohl ein wenig zu einseitig betrachtet. Es für mich gar romantisiert.

      Suche ich mir hat was Neues. 😊

      Liebe Grüße.

      JCarax

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  7. Damals wären 95% von uns bitterarme und als Leibeigene so gut wie entrechtete Kleinbauern gewesen, die sich in ihrem ebenso kurzem wie völlig abwechslungsarmen Leben tagtäglich durch härteste körperliche Arbeit zu Tode schuffteten… 4% hätten es etwas besser gehabt – vielleicht knapp 10 Jahre mehr Lebenszeit – weil sie entweder städtische Handwerker oder aber freie Bauern gewesen wären (ich übrigens vermutlich letzteres, weil ich meine Familiengeschichte über 1000 Jahre zurückverfolgen kann – „wir“, also meine Vorfahren, waren damals sowas wie die niederste Stufe des Adels, d.h. Bauern die ein „von“ im Namen trugen, weil sie ihr eigenes Gehöft besaßen und nicht leibeigen waren). Lediglich 1% der Bevölkerung waren entweder städtische Kaufleute, oder höhere Adelige und hatten dadurch ein einigermaßen komfortables und abwechslungsreiches Leben, das man schon eher mit unseren heutigen Gepflogenheiten vergleichen könnte – wenn über allem nicht ein super strenger, fundamentaler Glauben als bedrückendes Szenario geschwebt hätte… 😉 Ich bin eigentlich ganz froh, heutzutage zu leben… Aber das „düstere“ Mittelalter ist schon irgendwie faszinierend… Ich bin auch schon ein paar mal auf diversen Mittelaltermärkten gewesen. Allerdings sind viele Sachen dort eher „Fantasy“ als authentisches Mittelalter… 😄 LG!

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    1. MittelAlterMärkte sind so mega. Genau mein Ding. Da kann ich auch ausblenden, dass wir wahrscheinlich näher dran sind mit Robotern zu leben als am MittelAlter.

      Mit den anderen Punkten hast du natürlich recht. Diese Sachen habe ich, für mein GedankenSpiel, ein wenig Außen vor gelassen. Ich möchte auch nicht in einer anderen Zeit leben. Bin ganz froh im Hier und Jetzt. Nur ab und an muss ich mal ausbrechen. 😂

      Liebe Grüße.

      JCarax

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  8. Fake Mittelalter. Woher wissen wir das wirklich, ob es so einfach war? Hat der Ritter schon schreiben können? Hatte er Papier? Wer hat den Brief bekommen? Wie hat er sich solange gehalten?
    Ist es da nicht besser Ade Mittelalter – Willkommen Corona?

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    1. Im MittelAlter war mehr los als in der heutigen GroßStadt zu Zeiten von Corona. 😉

      Außerdem geht es ja nur um ein GedankenSpiel.

      Grüße Herrmann von mir. ☺☺🤣🤣😜😜

      JCarax

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