Vor einer Woche. Über „Homophobie“, Abstinenz und Verpeiltheit.

Letzten Mittwoch um diese Zeit fanden sich Herr Carax, der Kostümfreund und ich uns gerade zusammen, um einen bequemen, unstressigen und nicht überfüllten Platz zum Schauen des Deutschland-Ungarn-Spiels zu suchen.

Letztlich wurde es ein indisches Restaurant:

Vorspeisenauswahl! 😊

Und wir saßen bis circa 24:00, nicht nur des Fußballs wegen, sondern auch, weil es gemütlich war. Vermutlich ist es der häufigste Satz, der seit den Corona-Lockerungen für Außen- und Innengastronomie gesagt worden ist, deshalb glaubte ich erst, Herr Carax scherzt-

Aber er meinte eben irgendwann: „Schön, dass das wieder geht!“

Ist es ja tatsächlich. Mehr als schön! Trotzdem mutete die Aussage etwas… Pandemie-Phrasen-mäßig an. Zumal wir so viele politisch olle Witze den Abend über machten – da hätte das bestens reingepasst. „Was ist *DAS* denn für eine Armbinde?!!“ zu fragen, kaum dass Manuel Neuer zum ersten Mal eingeblendet wurde, erheiterte uns z.B. äußerst. 😅

In ernsteren Momenten sprachen wir mitunter darüber, inwiefern der Begriff „Homophobie“ eigentlich passend ist. Der Teil mit der Phobie lässt sich dabei zwar sowohl sprachlich, als auch psychologisch irgendwie herleiten (…), aber besonders der Kostümfreund und ich nutzen das Wort in dem Kontext ungern bis gar nicht.

Klar, wenn ich mal so einen Sticker finde, mit:

Aus dem Blogeintrag vom 08.07.2020! 🐱🐻

Dann verlinke oder teile ich den Sticker auch, weil mir die Botschaft dahinter gefällt. Im alltäglichen Sprachgebrauch reden wir jedoch stets von „Homosexuellenfeindlichkeit“ oder „Homosexuellenhass“, weil diese Wörter unseres Erachtens sehr viel treffender und… *Angebrachter* sind.

„Phobie“ rückt diesen abgrundtiefen gesellschaftlichen Missstand und die gewaltvoll-strikte Ablehnung der gesamten LGBTQ*-Gemeinschaft in ein viel zu niedlich-harmloses Licht. Dabei geht es hier um gezielte (staatliche) Verfolgung, offen formulierte Ausrottungsbestrebungen und bisweilen tödliche Angriffe… Das als „Phobie“ zu bezeichnen, fühlte sich nie richtig an. Wisst ihr? 😮

Ansonsten. Wenn ich schon dabei bin, wie rasch die Zeit vergeht und was vor sieben Tagen los war: bei meiner Schilderung des „sozialen Halbmarathons“ am vergangenen FR/SA/SO habe ich es hinbekommen, völlig fröhlich auszublenden, dass im Grunde bereits seit dem Eintreffen von Freundin I am Freitag davor (!) konstante. Action. stattfand.

Mit der Reise nach Berlin, offiziellen Terminen, mehreren Verabredungen täglich und alldem. Keine Ahnung, wie mir das nicht auffallen konnte. Vermutlich war es deshalb doch, nja, ein *GANZER* Sozialmarathon. 😹

Außerdem sind die ersten zwei Wochen meiner dritten Abstinenzphase in 2021 fast vorüber (= der Plan: 1 1/2 Monate am Stück diesmal). Beim Inder hielt ich mich lediglich an leckerem indischen Milchtee mit Honig, alkoholfreien Erdbeercocktails und pinken Erdbeershakes fest:

Voll gut. 🍓

Und selber Cocktails mixen ohne jegliches Probieren ist zwar im Grunde nicht, wie man arbeitet (= ein Tröpfchen des Drinks auf den Handrücken geben und dann checken, ob man’s geschmacklich nicht vergeigt hat, tut man gewöhnlich). Aber: nein. Neiiin. Das wäre bereits Cheaten! Und Wolf plus Gäste waren ja dennoch sehr glücklich.

Lasst ihr es euch gutgehen- Ich bin weiterhin. 🌸

VVN

P.S.: hier noch ein Filmtipp. Gibt es – genau wie Prayers vor Bobby – auf Amazon Prime.

22 Kommentare zu „Vor einer Woche. Über „Homophobie“, Abstinenz und Verpeiltheit.

  1. Und mit „-phobie“ setzt man bei Homosexuellenhassern auch noch Lateinkenntnisse voraus, die diese kaum haben 😉

    Zum Inder, das geht immer. Wir haben zwar eher dessen Abholservice in Anspruch genommen, aber gelegentlich mußte es einfach sein 🙂 Zu dessen und unserer Freude.

    Mixen als Quasi- Blindflug muß interessant sein, wenn man es nicht gewohnt ist. Wenn Du aber exakt die gleichen Mengen und Zutaten nimmst, müßte das theoretisch klappen – oder?

    Hab einen schönen Abend!
    Liebe Grüße!

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    1. Guten Morgen, lieber Zweimal-B! 🌞

      „Und mit ,-phobie‘ setzt man bei Homosexuellenhassern auch noch Lateinkenntnisse voraus, die diese kaum haben“ …

      Mein erster Gedanke: „MOMENT MAL. WAS IST MIT DEM VATIKAN, DIGGI?!“ 😹

      Dann kickte das hinein, was „myokard“ einwarf: Warte. Altgriechisch! Weil ich nur kurz davor nochmals den Wikipedia-Artikel zu Homophobie gelesen hatte. Und danach fand ich eurer Beider Unterhaltung nur noch witzig. 😆

      Im Blindflug mixe ich ansonsten sogar recht oft, siehe meine regelmäßigen, monatelangen Abstinenzen. Beschwert hat sich darüber bislang nie jemand, selbst bei 🍹🍹🍹, die ich *zum allerersten Mal* blindflugmäßig machte.

      Aber man sollte eigentlich schon immer testen, bevor man einen (aufwändigen) Cocktail rausgibt. Die Leute zahlen 12 EUR bis 15 EUR pro Dings, da darf und *möchte* man ja keinen Unsinn verkaufen. 😇

      Alles Liebe! VVN

      P.S.: euer Inder. Das war der, der sich auch im Lockdown stets riesig über eure Besuche gefreut hat, ja?

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      1. Guten Morgen, lieber Valentin!

        das ist wirklich interessant, was das Mixen angeht. Und ich habe jetzt auch mal ’ne preisliche Vorstellung von den Dingern. Wow!

        Und man kann sogar mit Mineralwasser danaben liegen. Ist uns gerade passiert. Da stand wohl eine Palette PET- Flaschen zu lange in der Sonne neulich. Schmeckt ordentlich nach Plastik. 😦

        Und ja, der Inder ist genau der aus dem Lockdown. Und „unser“, weil wir bei dem des öfteren waren, nachdem wir uns kennengelernt hatten.

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      2. Alter (= also: nicht *du*, ich benutze nur den Ausruf zur Bekräftigung)… ALTER, IGITT!!! 😱

        PET-Mineralwasser aus der Sonne ist einfach mal das Räudigste. Ich musste das eben bloß lesen und hatte schon diesen… „Geschmack“ im Mund- 😱😱😱

        Schön, dass der Inder euch hat – und umgekehrt. Überhaupt ist indisches Essen so großartig. 😀

        VVN

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  2. Wenn man aber diese Phobie so betrachtet, dass es krank ist, weil eine Phobie ja nunmal eine Krankheit ist, die geheilt werden kann, macht der Begriff wesentlich mehr Freude 🙂
    düpdidüüüüü

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  3. Phobie beschreibt schlicht extreme Angst. Sie, die Gewalttäter, haben Angst, kommt sehr wahrscheinlich hin. Angst vor dem Spiegel, den sie sehen, fühlen. Die Macht der Projektion. Angst lähmt, und was nicht sein darf, hat nicht zu sein, Wut ist da schon anders, sie lähmt nicht, sie befeuert. Hier zur Gewalt, sozial, verbal, körperlich.

    Freundschaft mit dem Spiegel hilft.

    Liebe Grüße, Reiner

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    1. Lieber Reiner – ja, dazu gibt es einige Studien und Theorien, die besagen, dass diejenigen, die am offensivsten gegen Homosexuelle (= und die LGBTQ*-Community an sich) vorgehen, unter Umständen bloß Selbstverleugnung betreiben.

      Wikipedia führt das ebenfalls auf: „Die Angst vor homosexuellen Anteilen der eigenen Sexualität sei einer der Gründe für Diskriminierungen Homosexueller.“

      (Wichtig: *EINER* der Gründe. Selbstverständlich ist das Gesamtproblem um Universen komplexer!)

      Daher hast du mit dem Punkt sicher Recht, von wegen: „Die Macht der Projektion“. Ich nutze den Begriff der „Phobie“ nur eben persönlich nicht gern. 😉

      Herzliche Grüße und alles Gute! VVN

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  4. Finde das interessant, wie du solche Abstinenzphasen planen und durchziehen kannst. Bei mir ist das so: ich hab einfach plötzlich keine Lust mehr auf Alkohol und dann nach einer Weile, die etwa ähnlich lang ist wie bei dir, bekomme automatisch wieder Lust darauf… 😉

    Viel Spieth, Spass und Spannung wünsche ich dir weiterhin, Joe. 😀

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    1. Gnihihi, lieber Joe: „SPIETH, Spass und Spannung: nehm ich! 😺

      Das mit dem bewussten Planen bezieht sich meistens nur auf die Länge der Abstinenzphasen. Denn: *dass* ich eine neue Phase antreten mag, das kann als Entschluss ebenfalls völlig spontan über mich kommen. 😆

      Genau wie bei dir. „Plötzlich keine Lust mehr“. Mir ist dann nur wichtig, dass die Auszeit tatsächlich eine solche ist. Daher gilt ein kompletter alkoholfreier Monat am Stück bei mir stets als Minimum (= irgendwo gibt’s bereits einen Blogartikel dazu 😇).

      Und selbst wenn ich währenddessen wieder Lust auf einen 🍹 hab, so wär sie doch nie stark genug, um meine Entschlüsse ins Wanken zu bringen. Dafür bin ich zu dickköpfig- 😹

      SPIIIEEETHHHH! VVN

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      1. Bitte, sehr gerne… 🙂

        Du also auch spontan… 😀

        Jetzt ist’s hier auch wieder einen Monat her, juckt mich noch nicht…in der Zeit vorher hab ich aber zumindest immer zwischendurch am Sekt oder Rotwein genippt, keine Mengen, aber die Lust darauf ist jetzt immer noch weg.

        Einen Dickschädel hab ich auch… 😂😂 !

        Spiethze Spieth de Spiethz Spietho Spieth 😎

        Joe

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  5. Ich finde den Begriff „Phobie“ in diesem Zusammenhang auch mehr als unglücklich gewählt – klingt verharmlosend bzw. diese Auffassung aus Sicht einer normativen Gesellschaft legitimierend. „Feindlichkeit“ trifft’s eher. „Hass“ ist hingegen für etliche weniger drastische Fälle schon wieder zu übertrieben in der anderen Richtung. „Homosexuellenfeindlichkeit“ würde ich als generell passende Bezeichnung wählen – „Homosexuellenhass“ für schwere Fälle, etwa wenn’s von Nazis kommt oder gewalttätig wird…
    —-
    Indisches Essen fehlt mir ebenfalls sehr, sobald ich zweifach geimpft bin, gehe ich auch wieder ins Restaurant.

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    1. Ach, lieber hyper: wie sehr wünsch ich dir 1.) zwei rasche Coronaimpfungen, und 2.) wieder unbesorgte Restaurantbesuche. 😮

      Ansonsten gefällt mir deine differenzierte Sicht auf das Problem. Auf den Begriff: „Homosexuellenfeindlichkeit“ könnt ich mich im Allgemeinen auch sehr gut einigen. Das fühlt sich für mich jedenfalls nicht verharmlosend an, wenn ich es ausspreche. 🙂

      Und… „Gewalttätig“ sind, so gesehen, natürlich auch bereits abwertende Bemerkungen, gezielte Ausgrenzung und bewusste Ignoranz (= z.B.: ein homosexuelles Paar im Restaurant schlichtweg nicht zu bedienen). Da ist die Grenze von Feindlichkeit zu Hass oftmals sehr dünn. 😒

      Trotzdem weiß ich, was du meinst. Du sprichst von massiven, körperlichen Angriffen mit Tötungsabsicht. Oh, Mann. Ob wir noch eine Welt ohne Rechtsradikalismus und religiös-fanatischen Wahn erleben werden? 😟

      Halte durch… VVN

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      1. Vielleicht die übernächste Generation – in unserer geht es wohl nur eingeschränkt. Zumindest versuchen wir alle unser bestes, wenigstens den eigenen Nahbereich erträglich/fair/safe zu halten…
        LG und die Erstimpfung pocht gerade seit seit eineinviertel Tagen in meinem Arm. 😀

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  6. Ich habe mir gerade den Film Prayers for Bobby angesehen und möchte mich für den Tipp bedanken: Ein wirklich ergreifender und mitreißender Film, der zur Pflichtlektüre for everybody werden sollte. 🌈

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    1. Liebe Bea, oh, das werde ich gleich an meinen Kostümfreund weiterleiten. Er wird sich ganz riesig über deine zugewandte Rückmeldung freuen! 😺

      Ich freue mich natürlich auch- Danke dafür und allerbeste Samstagsgrüße! VVN

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