Geschichten von der anderen Seite der Bar (31).

Vor acht Monaten kam das letzte Mal ein Beitrag unter diesem Titel raus. Dann kam der zweite Teil dieser Pandemie. Härter. Länger. Zäher.

Welche Pandemie fragt ihr euch? Angesichts der (gefühlt) vollen Stadien bei der EM eine berechtigte Frage. Dennoch soll die UEFA hier heute nicht das Thema sein. In eindrucksvoller Weise offenbaren die sich gerade selber. Da bin ich sogar mal mit Horst einer Meinung. 🐙🐙🐙

Ich habe noch nicht richtig angefangen zu arbeiten. Stehe zwar schon hinter der Bar. Einsatzbereit bin ich aber noch nicht.

Zwei Frauen nehmen Platz. Winken augenblicklich ganz aufgeregt. Meine Kollegin eilt sofort zu ihnen.

Das wird ein Spaß heute.

Denke ich mir so als ich die Ärmel meines Hemdes hochkremple. Die Schürze richte. Mir Geld besorge. Den Fakt, dass wir mal wieder unterbesetzt sind, blende ich zu diesem ZeitPunkt schon aus.

Meine Kollegin kommt zurück und fragt was wir an glutenfreiem Essen auf der Karte haben.

In mir kommt sofort ein Gefühl des Unverständnisses hoch. Ich selbst habe keine (mir bekannte) LebensMittelUnverträglichkeit. Kann also eigentlich nicht mitreden. Trotzdem!

In der Speisekarte sind alle Gerichte detailliert beschrieben. Mit allen Inhalts- und Zusatzstoffen. Plus Allergene. Wo ist das Problem? Ich verstehe es nicht.

Man nimmt sich die Karte und liest. Selber weiß man ja wohl was man essen kann und was nicht, oder? Gerade wenn es um den eigenen Körper geht.

Wenn dann zum Beispiel beim Salat steht, dass es Brot dazu gibt, lässt man das halt weg oder fragt nach einer Alternative. Relativ simpel. In meiner Theorie. Man braucht dazu aber nicht gleich von Anfang an den Kellner in Beschlag nehmen und sich die SpeiseKarte erklären lassen.

Dennoch passiert es immer und immer wieder. Einfach nur anstrengend und in meinen Augen unnötig.

Sehe ich das so falsch? Habe ich eine falsche Einschätzung der gesamten Thematik? Darf ich überhaupt so reden obwohl ich alles essen kann?

Da es sich in der Vergangenheit für mich bewährt hat mit Euch einen RealitätsCheck zu machen, seid mal wieder Ihr gefragt. Gerne weiche ich meine harte Meinung auf und lasse mir neue SichtWeisen vermitteln.

Julian Carax

P.s. Da ich mal wieder ein Wochenende am Meer verbringen, kann es mit den Antworten auf Eure Kommentare ein wenig dauern. 😗

26 Kommentare zu „Geschichten von der anderen Seite der Bar (31).

  1. Mich nervt die Verbissenheit vieler, was Ernährung angeht. Es scheint inzwischen ein Statussymbol zu sein oder Religionsersatz. Die wirklich Kranken, die kein Gluten vertragen, thematisieren es nicht, sondern bestellen und lassen das Brot liegen.🙄

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    1. Hängt von der Schwere der Erkrankung ab, denke ich.
      Ich habe von meiner Mutter eine Fischeiweißunverträglichkeit geerbt. Bei mir hält es sich noch im Rahmen – sie reagiert schon, wenn ihre Pizza mit demselben Messer wie eine Thunfischpizza zuvor geschnitten wurde… (Getestet auf einer Betriebsfeier. Yay.) Dementsprechend kann sie nicht in asiatischen Restaurants essen gehen bzw. traut es sich nicht. Einfach, weil „einfach ohne Fisch/Fischsoße bestellen/den Fisch liegen lassen“ (jetzt mal analog übertragen) für sie wegen möglicher Kontaminationen keine Option ist.

      Es kommt aber eben auch immer darauf an, wie man so was kommuniziert… Ich fahre am besten mit einem freundlichen „wissen Sie vielleicht, ob Gericht bla xy enthält? Sonst würde ich gern das abc nehmen.“ 😀

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      1. Ich stimme dir da zu.😀
        PS: Und ich hab ne Schalentierunvertraeglichkeit. Und früher eine Milcheiweiß Allergie. Ich wusste genau, was ich essen konnte oder nicht, das fiel nie bei der Bestellung auf.

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    2. Ja das ist do, wie die *wirklich* Depressiven, die _wirklich_ mit DIS diagnostizierten, die wirklich….Krebs haben…nicht drüber reden.
      Also wissen wir Bescheid. Jeder der wirklich und in echt ein Problem hat, hat die Fresse zu halten. Weil sonst ist es eh nur fake. Ahhhhgggggg ich tick im Dreieck
      Was wird hier im Blog außer dem noch thematisiert?

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      1. Das habe ich nicht gesagt. Jeder kann machen, was er/sie will/wollen.
        Ich nehme einfach in der letzten Zeit vermehrt Menschen wahr, die aus ihrem Essen ein Problem machen und das sind komischerweise nicht die, die tatsächlich ein Problem haben.

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      2. Das würde ich nicht so sehen. Ich habe meinen Eindruck geschildert und wenn Du nachliest, kannst Du viele Artikel finden, dass Ernährung für viele Menschen bspw. Religionsersatz geworden ist. Alles wird problematisiert.
        Vielleicht ist mein Eindruck ja falsch, aber zwei meiner Freundinnen sind schwer am Magen/Darm erkrankt. Sie vertragen nicht nur kein Gluten. Es ist nie Thema im Restaurant. Sie bestellen risikolose Gerichte.
        Und wenn erkundigt man sich eben geschickter, wie myokard das perfekt beschrieb.

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  2. Da kann ich auch nicht mitreden, da ich keine Unverträglichkeit/Allergien habe.
    Ich lese mir nur das Gericht durch. Die kleinen Zahlen, deren Erklärung dann irgendwo steht, beachte ich nicht.
    Bin auch sehr an den Antworten interressiert.
    Viel Spaß in der Heimat.
    Gruß Sandra

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  3. Hmm… Ich kann jetzt „nur“ als jemand mit Erdnuss- und Fischallergie sprechen, und kenne mich mit Gluten nicht unbedingt aus… hab aber schon oft Geschichten von Betroffenen gehört, wie schwierig/kompliziert das sein kann.
    Bei Zöliakie/Glutenunverträglichkeit geht‘s ja (leider) nicht nur um offensichtliche „no go“s wie Brot und Pasta oder das weniger Offensichtliche wie Mehlschwitze in Saucen. Ich hab mal gegoogelt – anscheinend enthält selbst Sojasauce Gluten, und bestimmte Wurstsorten dito O.O
    (link: https://www.foodnotify.com/blog/glutenhaltiges-getreide/)
    Von daher… kann ich die Frage schon verstehen, würde aber den Leuten im Restaurant etc. helfen – also nicht „ist das glutenfrei??“, sondern eher fragen, womit zB das Schnitzel paniert wurde usw. Und: der Ton macht die Musik… Und halt nicht davon ausgehen, dass alle sofort wissen, wo Gluten drin ist (oder drin sein kann) 😀

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    1. „Glutenfreie Sojasauce“. Das hätt ich auch nicht gewusst, wenn der Wolf nicht mal komplett glutenfrei unterwegs gewesen wäre. Wann immer wir Sushi essen wollten, hat er mich vorher dafür in den Laden geschickt- 😹

      Und: der Ton macht *definitiv* die Musik. Freundlichen, lieben Gästen verzeiht man tatsächlich viel, viiiel mehr. 😇

      Fluff und fiep! VVN 💖

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  4. Ich find auch, man kann die Speisekarte durchaus erstmal selbst studieren. Und wenn man sich dann was ausgesucht hat, was eventuell mit der eigenen Unverträglichkeit kompatibel ist, kann man ja zu dem einen Gericht nochmal eine Nachfrage stellen. Ich mein grad Gluten ist ja doch in vielem drin, aber ich muss mir nicht die ganze Karte erklären lassen, sondern kann schon echt mal erst mein eigenes Hirn anstrengen…
    meine meinung dazu. allerdings „nur“ mit einer Knoblauchallergie, was man meistens noch ganz gut umgehen kann, sonst darf ich auch alles essen.
    lg

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  5. Das ist die neue Art Aufmerksamkeit zu erhalten, man definiert sich über die Unverträglichkeit.
    Leute die echte, lebensbedrohliche Allergien haben (z. B. gegen Nüsse, Erdbeeren gehören auch dazu), wissen mit den Gegebenheiten umzugehen.
    Bleib cool, frag doch einfach, was würden sie denn ohne Probleme vertragen?
    Selbstverständlich mit einem Lächeln….

    lg meggie

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  6. Wahrscheinlich haben die Damen sonst auch einen Personal Trainer, der sie bespaßen darf. Und in der Bar soll es halt eine(r) von Euch sein…

    Ich sehe das genauso wie Du. Erstmal selbst die Karte lesen. Ich habe ja auch Allergien – Nüsse, Möhren und so’n Kram. Gucke auch immer, wo kein Alkohol drin ist etc. Darin ist man eigentlich selbst geschult, denke ich….

    Liebe Grüße und eine gute Zeit am Meer

    P.S.: Kannst Du Hansa mit ins Wochenende integrieren? 😉

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  7. Ich bin ganz auf deiner Seite und das sage ich, wo mein gewöhnlicher Arbeitsplatz in einem Flugzeug ist. Auch hier weiß ich vor Antritt einer Reise i. d. R. über meine Verträglichkeiten und Unverträglichkeiten Bescheid und packe mir sicherheitshalber etwas ein oder lese mich eben vorab ein(!). Wenn ich irgendwo essen gehe, dann schaue ich mir vorab die Menükarte im Internet an bei Unverträglichkeiten. Was könnte passen? Was nicht? Und wenn es kein Menü im Internet gibt, dann lese ich mich vor Ort ein und frage, wenn nötig, sicherheitshalber nochmal nach. Aber, wie du sagst, mittlerweile ist alles gekennzeichnet. Hach, schwierige Zeiten. Wobei ich die Erfahrung machen musste, dass manche Allergien haben und andere eben Vorlieben… 🤪

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  8. Ich lasse mir immer erst die Speisekarte geben und sehe mir an was für mich in Frage kommt. Bei mir sind nicht nur Allergien und Unverträglichkeiten im Spiel, sondern auch mein Ernährungsplan wg. meiner Diabetes.
    Wenn ich mir nicht sicher bin suche ich mir zwei Alternativen aus und hinterfrage bei der Bestellung meinen Favoriten. Auch hatte ich noch nie ein Problem damit z B. Nudeln als Beilage z.B. gegen eine Folienkartoffel austauschen zu lassen. Wenn dafür ein Aufpreis fällig wird bezahle ich den gerne.
    Manche Leute machen einfach eine Show aus ihren Krankheiten. Und oft verzichten auch gesunde Leute auf Gluten oder Laktose weil sie vermeidlich meinen, das dieses Essen gesünder wäre 😱
    🌈😘😎

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  9. ALso wir haben diverse Unverträglichkeiten.
    Wenn wir gezwungen sind, Essen zugehen (was wir tunlichst vermeiden), wühlen wir uns durch die Karte, kombinieren Dinge verschiedener Gerichte, die garantiert gehen und fragen dann, ob sie diese Komponenten zu einem Gericht meistern können.
    Manchmal geht das nicht, weil in Kombination bereits vorbereitet. Dann: Pech.
    Dann bleibt halt nur noch der Salat mit ohne alles oder die Portion Pommes bitte ohne Gewürzsalz.
    🤷🏻‍♀️
    Das steht uns am Wochenende wieder bevor. Und ich hasse es.
    Genauso aber, wie ich die Bedienung dann doof finde, die sagen „aber das dies jenes, schmeckt doch sooooo gut,“ nehmen sie das doch. Ähm nein – sorry.
    Es geht mir nicht darum, was schmeckt sondern wonach ich mich nicht die ganze Nacht jucken muss.

    Also Übergrifflichkeiten gibt es auf beiden Seiten will ich damit sagen.
    Und man muss immer noch bedenken, dass manche Leute einfach nicht sooo helle sind und sich ebennicht mit ihren eigenen UV auskennen und deshalb fragen müssen.
    Das hat dann mit ner „Show draus machen“ wenig zu tun. Und es kotzt mich ein bisschen an, dass manche hier jetzt meinen, dass UV`s ja sowieso grundsätzlich eine Modeerscheinung sind und zur großen Show genutzt werden.
    Das sind ebenso Einschränkungen, wie alle anderen „unsichtbaren“ Erkrankungen auch und nur weil manche Leute schon sagen „ich bin heute depressiv“ wenn sie nur ein bisschen müde oder traurig sind, heißt das noch lange nicht, dass Depression jetzt auch nur zur großen Show genutzt wird und eigentlich total selten ist, dass jemand wirklich depressiv ist.

    Ich hasse es einfach, dass von ein paar wenigen, die wirklich ne Show draus machen oder meinen, es sei gesüdern, nun auf all jene geschlossen wird, die wirklichProbleme haben. Leute: Urteilt mal allenicht so schnell und so hart. Hrrrrrrrr

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  10. Ich frage mich, wo diese ganzen Unverträglichkeiten herkommen. Habe selbst keine einzige, meide allerdings stark zusammengesetzte Speisen (lange Zutatenlisten). Die Dame – wollte vielleicht nur reden, lesen ist ja wenig kommunikativ 🙂

    Sonst so? Passt am Rande:
    Allesfresser, ich 🙂
    Liebe Grüße!

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  11. Grundsatz 1: „Die meisten Menschen sind unvorstellbar dumm“, Grundsatz 2: „Der Kunde ist König“. In der Gastronomie gilt demnach, dass man auch dem einmillionsten Deppen alles auf ewig von Neuem erklären muss… 😉

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