Utøya, Oslo, München und wir alle.

Augenscheinlich bin ich jeder Ankündigung entgegen nicht Herr Carax, und augenscheinlich ist es mir daher auch bloß gelungen, bei ein paar Wenigen von euch reinzulesen. Das ist Mist, jedoch nicht zu ändern.

Dem Herrn Carax wird gerade wirklich alles zu viel und ich kümmer mich aus der Ferne um ihn, während ich versuche, meine Entzündung auszukurieren und meinen Wolf vor Ort mental zu stützen.

(Ja. Ich höre eure Bedenken.)

Der Suizid seiner besten Freundin jährt sich demnächst erneut, ein weiterer Todestag eines anderen wichtigen Menschen verging jüngst ebenfalls mit dem üblichen Gefühl von Trauer und Grauen, und sowieso ist der Juli meistens Rotze. Vor allem wird das nicht besser, ganz gleich, wie viel Zeit verstreicht. 😟

Dazu passend stolperte ich vorhin auf Zeit-Online über folgende zwei Einleitungstexte, welche direkt untereinander auftauchten:

Vor zehn Jahren tötete ein Rechtsextremist in Norwegen 77 Menschen. Bis heute sucht das Land nach dem richtigen Umgang damit. Die Überlebenden fühlen sich alleingelassen.“

Vor fünf Jahren tötete ein 18-Jähriger in München neun Menschen. Nun gedachten Politiker und Hinterbliebene der Opfer der rassistischen Gewalttat.“

Dass *beide* Taten auf den 22.07. fielen, war, wie man im Nachhinein ermittelte, kein Zufall. Und seitdem riss die Zahl von rechtsextremistischen Terroranschlägen und Mordserien leider nicht ab.

Dass wir hier auf WP über Hanau schrieben, kommt mir vor, als sei es gestern gewesen. All diese schrecklichen Dinge kommen mir so vor, als seien sie gestern gewesen. 😟

Was ich bei der Zeit-Online-Hauptreportage zu Utøya zumindest positiv vermerken muss, ist, dass der Attentäter mit keiner Silbe namentlich erwähnt wird.

In Haft ändert er seinen bürgerlichen Namen in einen, der nordisch klingen soll. Keiner von beiden tut hier etwas zur Sache.“ heißt es da.

Ich wünsch mir sehr, dass diese Vorgehensweise Schule macht. Denn genau wie der Autor jener Reportage denke ich, dass der Mittelpunkt von medialer Berichterstattung und menschlichem Interesse bei Gewalttaten immer den Betroffenen und Hinterbliebenen gehören sollte. Punkt.

Und ansonsten… Bin ich für den Moment einfach sehr, sehr traurig. Persönlich und gesamtgesellschaftlich. Weil wir dieser Tage alle so unglaublich viele Tote zu beklagen und zu vermissen haben.

Deshalb schnappe ich mir auch gleich den Wolf und überschütte ihn mit Liebe.

Passt ihr bitte selber gut auf euch und eure Liebsten auf – und nutzt eure Zeit klug, ich sag’s euch! Man weiß nie, Leute. Man weiß nie. 🐱

VVN

30 Kommentare zu „Utøya, Oslo, München und wir alle.

  1. Die Hoffnung stirbt nicht.
    Und sie beginnt mit den eigenen Gedanken und Taten – gleich, wie diese aussehen mögen. (Klingt manchmal vielleicht etwas komisch, ist aber so…)
    In diesem Sinne: kümmere Dich um Herrn Carax und um Wolf.
    Meine gedankliche Unterstützung hast Du.
    👍💚🤗

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    1. Das ist lieb von dir, Ankor. Sehr lieb. 🌞

      Im Geiste dessen hab ich soeben auch wieder eine Positivliste veröffentlicht. Ich denke nämlich, dass du mit deinen Worten goldrichtig liegst. 🌸

      Wie immer nur das Beste für dich! VVN

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  2. Zehn Jahre und fünf Jahre, ist das wirklich schon wieder so lange her?

    Ich glaube, lieber Valentin, den Wolf mit Liebe zu überschütten ist grad das Beste, das Du tun kannst. Und kümmere dich um Herrn Carax – die Saison fängt am Wochenende an 🙂

    Und vergiß Dich selbst bei all dem nicht!
    Herzliche Grüße!

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    1. Oder, lieber Zweimal-B? Man fragt sich das. Dieses: „Schon so lange?!“ Weil es alles noch dermaßen krass präsent ist, und an Aktualität leider nix eingebüßt hat. 😟

      Mh. Wolf und Herr Carax werden überschüttet, keine Sorge. 😅

      Ich zum Glück aber auch.

      Mach du dir nun bitte einen großartigen und entspannten Freitagabend! VVN

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    1. Liebe Monika! Ich drücke dich hiermit mal kräftig zurück! Ich weiß ja, du benötigst eine Umarmung kein Bisschen weniger. 🙂

      Bis hoffentlich bald: ich versuch, bei dir reinzulesen, wann immer es geht.

      Alles, alles Gute und einen schönen Feierabend! VVN

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  3. Ich muss dir da absolut zustimmen. Auch in meinem familiären Umfeld ist der Juli ein Scheißmonat und wir alle sind immer froh, wenn er ohne schwerere Schicksalsschläge vorübergeht. Drei nahe Verwandte starben in diesem Monat und meine Mutter hatte sowohl einen schweren Herzinfarkt, als auch einen Schlaganfall im Monat Juli.
    Gestern sprach ich noch mit ihr und sie sagte: „Bald ist mein Schreckensmonat hoffentlich wieder einmal rum, dann kann ich wieder beruhigter schlafen….!“
    Ich denke an euch und wünsche euch viel Kraft für die noch ausstehenden acht Tage plus guter Besserung.
    Herzliche Grüße Bea 💗❣💗

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    1. Liebe Bea, ganz herzliche Grüße zurück an dich! 🌞

      Was du aus euren Kreisen erzählst, ist selbstverständlich ebenfalls *extrem* schwer zu verkraften. Vermutlich sogar gar nicht! Deswegen lass uns nun so heile wie möglich durch den Restjuli kommen… 😟

      Mh. Gelegentlich passiert der Scheiß echt komplett auf einmal.

      Halte die Ohren steif: wir tun es im Rahmen unserer Möglichkeiten natürlich auch. 💖

      VVN

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      1. Sorry, ich habe mich da wohl missverständlich ausgedrückt – meine Mutter hatte zwar beides im Juli – da lagen aber einige Jahre dazwischen – ebenso, wie mit den verstorbenen Verwandten. Einzig der Monat Juli verbindet die Einschläge….
        Und ja, wir halten einfach ALLE die Ohren steif, sind ja nur noch acht Tage. 🙂
        Gruß zum WE…. 🥂🌸

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    1. Hej- Hab euch eben gelesen, denke ebenfalls an euch und bin gerade aus tiefstem Herzen dankbar, dass wir (alle) trotz unserer schlimmsten Erlebnisse noch dazu fähig sind, zu lieben. 💖

      Ganz viel Kraft für euren Mann und euch, liebe Marie & Co.: ich hoffe weiter mit euch mit. 🌸

      VVN

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  4. „(Ja. Ich höre eure Bedenken.)“
    Dem ist so. Aber auch verständlich. Ich drück euch. Trauern ist wichtig, ihr macht das genau richtig. Schenkt euch Liebe und Geborgenheit.
    Ich kann es bis heute nicht. Der Tod meines Bruders jährte sich am 16.en das 21.e mal und ist immernoch unwirklich.
    Liebe und herzliche Grüße Sandra

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    1. Liebe Sandra, tut mir leid, dass ich diesen Kommentar von dir erst jetzt beantworte. WP hat ihn in den „Spam“ verfrachtet, weshalb auch immer. 😮

      Milliardenfach mehr tut mir allerdings leid, dass dein Bruder gestorben ist, und so jung noch dazu- 21 Jahre scheinen wie eine lange Zeit, aber gemessen in Trauer sind sie nichts. 😟

      Ich hoffe von Herzen, dass du deinen Bruder liebend in deiner Erinnerung bewahren konntest (und kannst)- Und danke dir sehr, dass du eure Geschichte mit uns geteilt hast. 🐱

      Fühl dich ganz fest von mir zurückgedrückt… Es ist einfach so scheißen-traurig. VVN

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  5. P.S.: Gerade hörte ich in den Nachrichten, dass auch Amy Winehouse im Monat Juli starb. Und auch DAS ist inzwischen bereits zehn Jahre her – und hat mich trotzdem gerade arg mitgenommen. Ich fand sie wirklich toll!!!! Sie war ein Unikat und hatte eine begnadete Stimme….. scheiß Drogen! 😦

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  6. Mich ärgert unheimlich, dass man diese NSU-Sache noch immer nicht vollständig aufgeklärt hat. Dieser Franko A. hatte wie sich neulich lesen liess, Beziehungen in meine Region. Er soll hier – regelmässig? – an Schiessübungen teilgenommen haben, mit Kriegswaffen. Toll, denn genau dies wurde mir vor einigen Jahren trotz entsprechendem Hinweises und einer Nachfrage bei den Sicherheitsbehörden verneint. Nee, sogar abgestritten. LG Michael

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    1. Mit diesem Ärger sind wir auf jeden Fall schon (mindestens) zwei, lieber Michael!

      Ohnehin ist es unfassbar, wie stark Sicherheitsbehörden und Politik aktiv in all diesen rechten Strukturen mitwirken. Was wir bisher über den NSU und alle anderen rechtsextremistischen Mordserien/Anschläge/Terrorakte der letzten Jahrzehnte wissen, ist diesbezüglich *todsicher* nur die Spitze des Eisbergs. 😟

      Nochmals ganz liebe Grüße! VVN

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