Nicht einmal 90 Kilometer entfernt.

Nach insgesamt zwölf+ Stunden Autofahrt durch Deutschland, Österreich und Ungarn (= mit vier kurzen Pausen) sind wir an unserem ersten „Rastplatz“ angekommen – in dem exakten Sinn, dass wir auch bis morgen in der Früh hier rasten.

Die anderen Mitglieder aus unserem Konvoi, die ebenfalls vor Ort übernachten, haben sich mittlerweile allesamt ins Bett verabschiedet… Bloß der Grillplattenfreund und ich hängen noch nachteulig und verballert an unseren Smartphones. 😮

Hoffentlich wird uns unser gänzlich anderer Tages- und Nachtrhythmus nicht bravourös auf die Füße krachen: morgen geht es schließlich *endgültig* los an die slowakisch-ukrainische Grenze, die von uns aus keine 90 Kilometer entfernt liegt.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl mit diesen knappen 90 Kilometern.

Danach beginnt das Kriegsgebiet. 😟

Thematisch dazu passend wollte euch bezüglich unserer Fahrtvorbereitung ja einen „Teil der Liste und Bilder unserer Ausstattung“ posten. Also.

*DIES* erhielten wir – hier in gekürzten, aber unveränderten Auszügen – per Nachricht innerhalb der Konvoi-Messengergruppe:

Allgemeine Gegenstände:

Notfall-Benzinkanister (gefüllt mit dem Kraftstoff, den Ihr Auto braucht)
Offline-Karte der Region (gedruckte Version)
praktische warme Kleidung ohne politische Logos oder Aufnäher
ggf Regenkleidung
2 Paar festes Schuhwerk und/oder Schuhe
Persönliche Toilettenartikel (Zahnbürsten, Handtuch, Hygieneartikel, Produkte für die Menstruation)
Notwendige persönliche Medikamente in ausreichender Menge
Dokumente (Personalausweis, Führerschein, Reisedokumente, Impfpass)
geladene Powerbank(s)
Stirnlampen + Batterien (wenn möglich Rotlicht)
Taschenlampe
Wasserdichte Zip-Beutel (für Dokumente, empfindliches Material usw.)
Erste-Hilfe-Kasten
warmer Schlafsack
Wasserflasche
FFP2-Masken (für euch uns eure Passagiere)
Covid-Tests
Warnwesten für alle Fahrzeuginsassen
ausreichend Bargeld
Müllbeutel
Zewarolle
ggf Kindersitz/ Sitzerhöhung

(…)

Sicherheit beginnt bei jedem Einzelnen. Um ein Höchstmaß an Sicherheit zu erreichen, müssen die [Teammitglieder] ein gewisses Maß an Sicherheitsbewusstsein an den Tag legen. Zum grundlegenden Sicherheitsbewusstsein gehören die Maßnahmen, die wir ergreifen oder automatisch anwenden, um uns im Alltag zu schützen, z. B. das Anlegen von Sicherheitsgurten, Schwimmwesten, das Verschließen unserer Türen usw. Wenn wir im Einsatz sind, ändert sich die Bedrohungslage für die meisten von uns, und Sie müssen sich möglicherweise an eine Umgebung anpassen […]. Sie müssen nun regelmäßig überprüfen, was als Bedrohung für Ihre Sicherheit angesehen wird, und sich schnell an die neue Situation anpassen.“


JAWOLLO. 😱

Kurz heiter hatten wir es nach dem Lesen der umfassenden Regelwerke und Bestimmungen aber dennoch, als ich mit Stirnrunzeln zur Partnerin des Grillplattenfreundes sagte (= die wohlgemerkt nicht „seine wichtige Vertraute“ bzw. nicht unser drittes Teammitglied ist):

„Wer zum Fick hat denn ohne Weiteres eine *ROTLICHT-STIRNLAMPE* bei sich daheim?!!“ 🤔

Und sie:

„Och, also bei mir dürfte noch eine im Schrank liegen.“

Als wäre das selbstverständlich. Ich bitte euch!!! 😹

Njaaa.

Morgen setze ich mit dem Bloggen übrigens aus allen guten Gründen aus (= was ich lieber im Vorfeld sage, damit sich niemand von euch Sorgen macht).

Morgen werde ich nämlich absolut. nichts. Anderes. tun, als die UkrainerInnen bei uns im Wagen zu verpflegen, für sie ansprechbar zu sein und zwischendurch einfach mit ihnen zu sitzen, während uns der Grillplattenfreund und unsere Teamkameradin im Wechsel zurück nach Deutschland fahren.

Wie wir drei uns aktuell fühlen?

Wütend. Traurig. Untröstlich gar – aber gleichzeitig auch sehr entschlossen.

Wir müssen das einfach tun. Sicher sogar noch etliche weitere Male. Das wurde bereits zusammen entschieden. 💖

„Ich hab dich lieb, V.!“, sagte der Grillplattenfreund eben bei einer zweiten Umarmung innerhalb von einer Minute.

„Ich dich auch.“

SEUFZ.

Bis Dienstag, liebe Leute, und lasst es euch gutgehen! 🌸

VVN

P.S.: FOTOS.

Essen, Trinken, Hygieneartikel und Medizin für alle Personen, die in unseren Van passen.
Der Van selbst: mit meinem kleinen Militärrucksack unten links im Kofferraum. 🐱
Ein Halt kurz vor der österreichischen Grenze zu Ungarn. Auch im Bild: mein Gurt. Vom Platz ganz hinten rechts.
Hier: Dinge, die der Grillplattenfreund und ich gestern Abend noch zusatzmäßig einkauften (= z.B. Schnuller und Babynahrung 😟).
In Ungarn bei Sonnenuntergang auf der Autobahn.
Und: der Platz, den ich hier vom Fenster aus sehe. Es ist totenstill. 😮

11 Kommentare zu „Nicht einmal 90 Kilometer entfernt.

  1. You are a warrior V! Fighting like this for the people of Ukraine! Keep going strong. I am so encouraged by this. If we each do what we can we can make a huge difference in people’s lives. I am in tears V. Thank you for sharing this. Be safe!

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