Körperverletzung mit Todesfolge. Drei Jahre Arbeit. Nichts.

Dies ist einer der Gründe, aus denen ich mein Jurastudium seit geraumer Zeit vernachlässige, um mich ausschließlich dem Schreiben zu widmen:

https://m.spiegel.de/panorama/justiz/fall-niklas-p-verfahren-nach-drei-jahren-ohne-ergebnis-eingestellt-a-1265759.html

Wenn man derartig gelagerte Fälle regelmäßig mitverfolgt (= ein Mensch kommt gewaltsam zu Tode und gegen die Täter werden Bewährungsstrafen oder Haftstrafen von wenigen Jahren verhängt: falls das Verfahren nicht sogar ergebnislos bleibt!), dann verändert sich nicht nur die Perspektive auf das Rechtsystem. Es verändert auch die Sicht auf die eigenen Möglichkeiten.

Thematisch befasse ich mich viel mit häuslicher Gewalt, Kindesmissbrauch, Sexualverbrechen, Hassverbrechen, Stalking, Mobbing und deren Folge auf die Psyche. Überhaupt: mit den meisten „Straftaten gegen die Person“.  Das alles mit der Kernaussage, dass es keine Frage von Stärke oder Schwäche ist, ob einem Menschen solche Dinge widerfahren. Es kann schlichtweg jeden treffen.

Genauso wichtig finde ich’s, Betroffenen und Angehörigen gleichermaßen zu sagen: „Ihr seid nicht alleine. Ihr werdet gehört. All eure Gefühle sind valide und was euch passiert ist, ist falsch.“

Es geht um Beistand, und um Solidarität.

Als Fachanwalt für Strafrecht in der Funktion Vertreter der Nebenklage würde es mir ebenfalls darum gehen. Aber nach Meldungen wie der heutigen verfasse ich eben lieber wieder einen Blogeintrag und arbeite an meinen Büchern weiter, anstatt mir zum x-ten Mal in der Universität anzuhören, dass man uns hier gerade „Herrschaftswissen“ vermittelt.

VVN

Ein Kommentar zu „Körperverletzung mit Todesfolge. Drei Jahre Arbeit. Nichts.

  1. Diesbezüglich erinnere ich mich an die Lederjacke einer Punkerin vor gut 30 Jahren in einer großen Stadt, auf welcher stand:
    „Ich glaube eher an die Unschuld einer Hure, als an die Gerechtigkeit des deutschen Rechtssystems“
    Und aus eigener Erfahrung kann ich dem nur zustimmen.

    Gerne mag ich hier auch freundlich Hallo sagen 🙂
    Ich bin eher zufällig über den Reader hergekommen und hängen geblieben.
    Auch, weil ich mich über die ehrliche und (gesellschafts-)kritische Art der Schreibweise hier sehr freue.
    Genauso, wie über die zugewandte Art; das Verständnis gegenüber Menschen, wie mir.
    (- zumindest *fühle* ich mich gesehen und Willkommen. Ich hoffe, ich irre nicht).
    Ich freue mich drauf, gleich weiter zuu lesen.
    Danke.

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