Alkoholabstinenz.

Mein Job besteht maßgeblich darin, andere Leute betrunken zu machen. Auch privat finde ich Cocktailmixen super und auf Hausparties, Silvesterfeiern und Geburtstagen stelle ich mich gerne hinter die Bar und sorge dafür, dass der Pegel der Gäste hoch bleibt.

Das alles beinhaltet natürlich, dass ich ebenfalls trinke. Nicht nur, um meine Drinks zu probieren – es ist für mich Teil des Gesamtspaßes. Bier und Wein waren nie mein Ding. Umso lieber mag ich einen „Swimming Pool“, eine „Lynchburg Lemonade“ oder einen „Alabama Slammer“. Hartalk in süßer Pampe. Vor allem eben: Hartalk.

ABER – es gibt immer eine Zeit im Jahr, in der ich meinen Alkoholkonsum komplett einstelle. Trotz Job, sozialen Zusammenkünften und meiner Liebe zu zuckrigen Getränken mit Umdrehung.
Diese Zeit kann zwei Monate andauern, oder zehn – ebensogut drei oder acht. Ich höre einfach auf. Geplant und von einem Tag auf den anderen. Danach passiert nichts mehr. Absolut nichts. Schon ein einziger Tropfen oder eine Champagnerpraline wären in diesen Phasen ein Paktbruch mit mir selbst. Wenn ich sage: keinen Alkohol, dann MEINE ich: keinen Alkohol.

Traurigerweise stößt aber ausgerechnet die Abstinenz auf Misstrauen, Ablehnung und Unverständnis – und nicht der Konsum- (!)

Gerne kommt dann: „Du bist ja langweilig!“ Oder schlimmer noch: „Gar nichts mehr? Das klingt ja, als hättest du ein Suchtproblem!“ Zuletzt durfte ich mir diese Vorverurteilung von jemandem anhören, der mich kaum 30 Minuten kannte und selbst mit seiner dritten Pulle Bier da stand.

Du kannst dir in dieser Gesellschaft wöchentlich einen reindrehen bis du kotzend über’m Zaun hängst und nicht mehr weißt, wie du heißt – es ist immer irgendwie OK. Die bewusste Entscheidung, (regelmäßig) mit dem Trinken auszusetzen und auf die eigene Gesundheit zu achten, wird hingegen konstant hinterfragt-

Für mich ist dieses Phänomen der Inbegriff von Ignoranz, Heuchelei und Selbstgerechtigkeit. Wenn man nicht säuft, ist etwas falsch. Wenn man sich nicht ständig wegknallen will. Wenn man nicht nur an den Spaß denkt, sondern immer auch an die Risiken von Alkoholgebrauch.

Ich hasse das und ich hasse Menschen mit dieser Einstellung- Selbst wenn ich überwiegend Mitleid für Personen übrig habe, die ein Dasein ohne Alkohol als „langweilig“ abtun und es irgendwo zum Lachen ist, ausgerechnet dann als „abhängig“ eingestuft zu werden, wenn man mit Trinken pausiert: manchmal möchte ich ihnen einfach ALLEN eine scheuern.

So gerne ich mich zu gegebenen Anlässen mit abschieße, und so gerne ich selbst einen sitzen habe: es muss auch immer ohne gehen. Jedenfalls für mich. Und das ist kein Zeichen eines Suchtproblems. Es ist Eigenverantwortung.

VVN

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