Klarname vs. Pseudonym. Ein Gespräch.

Mit Hilfe der Vielzahl an Kommentaren und SichtWeisen zum Thema Anonymität im Internet habe ich ein fiktives Gespräch entwickelt. Dieses spricht die konträren BlickWinkel an. Zeigt Einigkeit. Bietet LösungsAnsätze.

BB: Die Sprache (im Internet Anm. JCarax) wird zunehmend rauer, der Umgang miteinander unsäglich.

A: Auch im Netz sollte das wahre Leben stattfinden. Sonst gehört es abgeschaltet. Ich kenne kaum jemanden, der auf der Straße so offen spricht, wie er es im Netz tut.

A: Das Netz ist eben leider keine Welt für schöne Ideale.

BB: Vieles könnte man mit verantwortungsvollem Handeln regeln, aber das ist leider nur Theorie. Leider wird auch damit die Gesellschaft und ihre Entwicklung widergespiegelt.

H: Hoffentlich entwickelt sich die Gesellschaft diesbezüglich positiv weiter.

AT: Ich glaube, mag idealistisch sein, aber es braucht insgesamt ein Klima, wo sich solche Hassreden nicht lohnen, weil es harten Widerspruch und Ausschluss gib.

BB: In der Theorie gut, die Juristerei müßte da allerdings mal versuchen, Schritt zu halten. Allzu lange war das Internet ja „Neuland“ und ist es wahrscheinlich heute noch. Ob bei Strafverfolgungen wegen Hetzposts oder wenn es um Urheberrechte geht.

LU: So viele Straftatsbestände im Netz über Mobbing, Stalking, Drohung und so weiter. 

BB: Einerseits könnten Klarnamen dazu dienen, den Hatespeech einzudämmen.

A: Ich denke, es würde sachlicher zugehen.

MY: Die, die im Netz angegriffen werden. Denen würde es höchstwahrscheinlich helfen, müssten alle unter Klarnamen schreiben.

A: Meinungsfreiheit funktioniert nur dann, wenn man auch das Gesicht hinhält.

LA: Meinungsfreiheit kann erst dann richtig greifen, wenn der Selbstschutz und Schutz von Außen für Opfer von Gewalt, Minderheiten etc. gegeben ist.

FD: Ich bin gegen eine Klarnamenpflicht im Internet. Man braucht sich doch nur mal anzusehen, wie massiv mittlerweile viele Menschen, nicht nur berühmte Persönlichkeiten!, bedroht werden, die unter ihrem eigenen Namen kritische Beiträge veröffentlichen.

VVN: Solange in der Realität also Täterschutz von der Priorität her kilometerweit über jeglichem Opferschutz angesiedelt bleibt (= und unser aller TäterInnen eben unbehelligt in der Weltgeschichte herumspringen können) halte ich eine Klarnamenpflicht im Internet für 100%ig ablehnenswert.

H: Wenn eines Tages die Klarnamenpflicht käme, würde ich das Netzt von da an nur noch „passiv“ nutzen und nirgends mehr was posten.

LU: Wir müssen uns selbst schützen. Anders geht es halt nicht. Und ja, da ist ein Pseudonym ein probates Mittel. Sollte ich je gezwungen sein, mit meinem Ausweisdaten im Internet irgendwo aktiv zu sein, ist für mich der Ofen aus.

MY: Wo ich über Dinge schreibe, bei denen mir Ehrlichkeit gefährlich werden kann (durch Arbeitgeber:innen, Täter:innen, …), tue ich das nicht. 

BB: Das Argument des Selbstschutzes wiegt noch ein wenig schwerer, denke ich.

S: Wie man für die Öffentlichkeit heißt ist wurscht, solange die wahre Identität hergestellt werden kann. Was gut wäre ist, beim Einrichten der Profile in den „Unternehmen“/Portalen, dass man sie nur mit der wahren Identität anmelden lassen kann, um direkt reagieren zu können. Im Notfall mit dem Anwalt oder der Polizei.

BB: Man hat seine Daten hinterlegt und kann trotzdem unter Nick schreiben.

AT: Ich fürchte, da wäre es wirkungsvoller würden Plattformen selbst aktiver sein. Hab zB mal einen Screen von einem PlayStationSpiel gesehen (glaub ich, frag mich nicht welchen :D), wo sich gebannte Accounts nicht mehr ausloggen konnten und somit auch keinen neuen erstellen. Bei Twitter & Co braucht es Leute, die melden, Löschungen, und immer wieder Widerspruch.

A: Wir müssen als globale Gesellschaft erstmal neue Umgangsformen lernen – gerade im Bezug auf Toleranz.

Vielen Dank für die tollen Diskussionen zum Thema Anonymität im Internet. Ich wollte mir eine Meinung bilden. Ihr habt mir dabei unendlich viel geholfen. 

Um es mit den Worten vom ballblog zu sagen: “Man trifft hier Leute, mit deren Lebenswelten die eigene im realen Leben keine Schnittmenge hätte. Mit denen man nie in Austausch getreten wäre. Und das sehe ich als Gewinn.”

Sandra und Anke habt ihr auch neue BlickWinkel gezeigt. Das ist so viel wert. Ein respektvoller und qualitativ hochwertiger Austausch ist im Internet möglich. An diesem eigentlich wundervollen Ort. 

Wir werden das Thema im Auge behalten und uns bestimmt wieder darüber unterhalten. Vielleicht mit noch mehr LösungsAnsätzen.

Julian Carax

P.s. Ich hoffe es ist kein Problem für Euch, dass ich Eure Kommentare “benutzt” habe. Alle Auszüge aus den Kommentaren sind unverändert. Wenn auch gekürzt.

Nachzulesen unter folgenden Texten:

https://caraxvannuys.blog/2021/04/11/gruss-aus-der-badewanne/

https://caraxvannuys.blog/2021/04/12/wie-geht-es-weiter-mit-dem-internet/

https://caraxvannuys.blog/2021/04/14/klarname-vs-pseudonym/

https://caraxvannuys.blog/2021/04/16/klarname-vs-pseudonym-teil-ii/

21 Kommentare zu „Klarname vs. Pseudonym. Ein Gespräch.

  1. Sehr gute Umsetzung! 👍 Ich empfinde es auch als sehr interessant, wenn man im Netz außerhalb der eigenen Bubble andere Sichtweisen erfahren kann – nur so kann man die eigenen Anschauungen einordnen und darüber reflektieren…

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    1. Vielen Dank für deine tollen Worte. Uns freut es ungemein, dass wir hier so einen regen und bereichernden Austausch mit euch haben. Da macht das alles tausend Mal mehr Spaß. ❤☺

      Den Punkt mit den anderen SichtWeisen kann ich super nachvollziehen. Alleine eure Kommentar zu meinem ersten Text zu dem Thema. Da habe ich mir gedacht: krass. Das habe ich gar nicht so gesehen.
      Dafür ist das Internet Gold wert.

      Pass auf dich auf!

      JCarax

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  2. Gute Idee, diese Unterhaltung, Julian! Da sind zwar ein paar fremde Sätze zwischen meine gerutscht, aber das passt schon, die gehen in Ordnung! 😉 Ich schließe mich den Vorkommentierern an, klasse Sache hier mitzulesen, wirklich bereichernd. 👍

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    1. Liebe Anke, das wollte ich natürlich nicht. Ich habe eben nochmal geschaut und den Fehler nicht gefunden. Wahrscheinlich bin ich aber an einem Punkt durcheinander gekommen. 😶

      Vielen Danke für das tolle Feedback. ☺

      JCarax

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  3. Hallo Julian,
    ich bin bislang nicht dazu gekommen mich an dieser Diskussion zu beteiligen. Selbst Willi Brandt hatte ein Synnonyn. Er hatte es sich auf der Flucht vor den Nazis zugelegt und danach beibehalten 🤔
    Ich wünsche dir einen schönen Abend.
    Liebe Grüße 😘
    Monika

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    1. Es ist doch überhaupt kein Problem, dass du dich nicht beteiligt hast. Jede(R) wie er/sie Bock hat. ☺

      Den Fakt, dass Willy Brandt ein Synonym benutzt hat, kannte ich noch nicht. Und auch da haben wir den SchutzGedanken. Ist also nichts Neues. Nur das Medium ist es.

      Ganz liebe Grüße

      JCarax

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