Es ist kurz vor zwei Uhr Nachts. Ich bin glücklich, dass es diesen Ort hier gibt. Froh darüber, dass Valentin so hartnäckig war. Ohne Ihn wäre ich jetzt nicht am Schreiben. Hätte nicht dieses Ventil. Dabei brauche ich es gerade so sehr!
Statt im Olympiastadion von Rom das EröffnungsSpiel der EuropaMeisterschaft zu sehen, war ich arbeiten. Ist halt so. Hatte lange genug Zeit mich damit abzufinden. Eine dieser CoronaGeschichten.
Doch darum soll es nicht gehen. Es beschreibt nur den GrundTon für den mittlerweile gestrigen Tag.
Die Absage kam 17:25 Uhr. Per Mail. Mein BauchGefühl hat mich getäuscht. Gefangen auf der Arbeit war ich meinen Gefühlen ausgesetzt. Bis jetzt.
So richtig weiß ich aber nicht, was ich fühle. Kann es nicht kanalisieren. Definieren. War den Tränen nahe. Hätte was kaputt schlagen können. Motivation wechselt sich mit Leere ab.
Die Realität ist immer größer als die Hoffnung. So machtvoll. Ehrlich. Direkt. Schonungslos.
Damit widerspreche ich mir selbst. Natürlich weiß ich, was ich fühle. Wenn ich das nicht wissen würde, wäre ich. Nichts.
Ein Lächeln fährt mir über die Lippen. Schon den ganzen Abend weiß ich genau eine Sache: Ich bin nicht Nichts. Verdammte Scheiße. Das hat lange gedauert. War ein mega harter Weg. Ist es immer noch. Ich bin cool mit mir. Der Fakt, dass ich in allen Schritten des BewerbungsVerfahrens 100 % Ich war, macht mich super stolz.
Darüber hinaus bin ich mir viel klarer darüber was ich kann und was nicht. Was ich will und was nicht. Gerade da habe ich in der Vergangenheit eher auf meinen Gegenüber geachtet. Anstatt auf mich selbst zu hören. Dass das nun ganz anders ist, ist auch eine Errungenschaft der letzten Jahre. Mit jeder Entscheidung, die ich für mich treffe, finde ich noch ein Stück mehr zu mir selbst. Weiter so, Julian. 🙂
Woooh. Das tat gut.
Ich könnte jetzt super leicht anfangen, meine Wut und meinen Ärger auf meinen derzeitigen Arbeitgeber oder auf das System zu richten. Gründe hätte ich zahlreiche. Sehr gute und unanfechtbare.
Zielführend wäre das nicht. Es würde mich nicht weiterbringen.
Trotz eines Masters in International Business. Eines Bachelors in Management, Business & Administration. Beide abgeschlossen in England. Einem Diploma als International Event Manager. Eines geprüften FremdSprachenKorrespondenten in Englisch. AuslandsErfahrungen bei einer NGO in Asien und bei einer großen ErdGasFirma in Österreich.
Ich bin nun mal da, wo ich bin. SchichtLeiter in einem Restaurant. Mal abgesehen davon, dass ich das, was ich mache, sehr gut mache und kann. Hasse ich alles andere daran. In jeder Sekunde. Hege aber trotzdem einen RiesenRespekt für diesen Job. Ich kann aber niemals in ihm glücklich werden.
Schuld daran bin ich ganz alleine. Durch falsche Entscheidungen. Beziehungsweise durch keine Entscheidungen. Ich werde dieses Jahr 35 Jahre alt.
Julian Carax
Glück und Arbeit, hmm. Zufriedenheit war für mich das Höchste der Gefühle. Glück ist eh ein flüchtiges Ding. Wenn man den ganzen gefühlstechnischen Überbau mal fort lässt, bleiben Rechnungen und Miete bezahlen können übrig. Auch etwas wert, finde ich, ein Zeichen vom Selbstfürsorge. Kann und will nicht jeder.
35 🙂 Da geht doch noch viel, glaube ich. Vielleicht auch berufliche Selbstverwirklichung abseits vom schnöden Geld. Und wenn nicht, dann bleibt immer noch das segensreiche finanzielle zurechtkommen.
Liebe Grüße, Reiner, 59, in ein paar Jahren fertig mit arbeiten. Aber auch näher an dem Tod, mutmaßlich 😉
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Lieber Reiner,
Danke für deine Worte. Deine Perspektive. 😊
„Segenreiches finanzielles zurechtkommen“ Das ist eigentlich schon eine Menge Wert. Und niemals zu unterschätzen. Klappt bei mir mal besser. Mal schlechter.
Im Nachgang ist das Wort Glück im Zusammenhang mit Arbeit wohl eher nicht so passend. Obwohl es das natürlich gibt. Muss schon ein geiler Zustand sein. 🤣
Ich hoffe du hast noch ein paar gute RestJahre auf der Arbeit. Danach sind dem ganzen keine Grenzen gesetzt. 🙂
Ganz liebe Grüße
JCarax
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Ach lieber Julian, ich weiß gar nicht genau was ich schreiben soll.
Dass mit der Absage tut mir unglaublich leid.
Der wichtigere Aspekt ist aber glaube ich, dass du zu 100% DU warst.
Und ja, darauf kannst du stolz sein.
Du wirst deinen Weg finden und gehen, da bin ich mir ganz sicher.
Ich drück dich.
Viele Grüße Sandra
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Vielen Dank für den Drücker. Und die Worte. ❤
Inzwischen habe ich mein kleines Tief überwunden und es überwiegt tatsächlich der Stolz. So weit gekommen zu sein in dem Verfahren. Mehr noch aber das ich Ich war. 🙂
Den Drücker bekommst du jetzt ganz herzlich zurück, liebe Sandra. 🙂
JCarax
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Lieber Julian, die besten Lebensläufe sind unrund. Und: Arbeitszeit ist Lebenszeit, wie man bei meinem Arbeitgeber gerne sagt. Genau so ist’s: Verbringe deine Lebenszeit (und damit Arbeitszeit) so wie es dir passt und sich gut anfühlt. Zwei falsche Entscheidungen können am Ende eben auch eine richtige ergeben, weil du dadurch weißt, wer du bist und was du willst.
Liebe Grüße von einer mit einem sehr abenteuerlichen (und sehr spaßigen) Lebenslauf, Eva
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„Zwei falsche Entscheidungen können am Ende eben auch eine richtige ergeben, weil du dadurch weißt, wer du bist und was du willst.“
Da sage ich mal dick und fett Danke. 🙂 Das ist mal ein neuer Ansatz gewesen die Dinge zu betrachten. Das Gefühl immer besser zu wissen wer ich bin und was ich will, wird stetig intensiver. Das wiegt bei mir in letzter Zeit viel. Daher habe ich die Absage auch schon so gut wie verdaut.
Eva deine und die Worte der Anderen hier haben auf jeden Fall eine gute Wirkung auf mich gehabt. Danke nochmal. 🙂
Ein abenteuerlicher und sehr spaßiger Lebenslauf klingt toll. Bei mir würdest du sicher zum Gespräch eingeladen werden. 🙂
Liebe Grüße
JCarax
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Das freut mich sehr. Du wirst das schon machen als junger Hüpfer. 😄 Es bleibt noch genug Zeit, um alles auszuprobieren. 😃
Auf ein Bewerbungsgespräch bei dir freue ich mich schon. Ich bring die Kekse mit, wenn du den Kaffee bereit stellst. 😄
Liebe Grüße aus Frankfurt, Eva
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Schade 😑
Ich kann gut verstehen, dass jetzt traurig bist. Aber lass dich nicht unterkriegen, bleib bei dir, es werden neue Möglichkeiten kommen. Fühl dich 🤗 , wenn du magst.
Ganz liebe Grüße
Sabine vom 🕷 🕸
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Ach ja – eines will ich noch hinzufügen: du warst in der engeren Wahl. Das heißt, dass jemand das, was du kannst, wertgeschätzt hat. Diesen positiven Aspekt solltest du nicht vergessen.
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Liebe Sabine,
das zu erwartende WochenEndTief habe ich überstanden. Auch Dank deiner Worte bin ich schon wieder positiver gestimmt. 🙂
Mittlerweile bin ich eher stolz darauf so weit gekommen zu sein und fange an den Blick wieder auf neue Möglichkeiten zu richten.
Die Umarmung habe ich gerne angenommen. 😍
Ganz ganz liebe Grüße
JCarax
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Wenn man weiß, es ist nicht der richtige Platz, wird man den richtigeren finden. Ich spreche da auch aus Erfahrung, keiner verstand, als ich meinen gutbezahlten, super anspruchsvollen Bankerinnen-Job damals einfach kündigte (ich konnte den auch gut, so wie du deinen Restaurantjob), und nochmal als Praktikantin im Journalismus und im Texten anfing. Es war genau richtig. Vielleicht musst du Berlin verlassen? Zu großen Veränderungen sollte man bereit sein, entscheidend ist, zu wissen wer man ist und was man will. Ich drücke dir fest die Daumen, lieber Julian!
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Anke, Vielen lieben Dank fürs Daumen drücken und für das Teilen deiner Worte. 🙂
Dein JobWechsel hört sich für mich klar nach einer BauchGefühlsEntscheidung an. Stak, dass du es gemacht und durchgezogen hast. 🙂
Berlin zu verlassen, steht ja eh im Raum. Zu Veränderungen bin ich auch bereit. Es wird weiter gehen. Die nächste Möglichkeit kommen. Mittlerweile bin ich wieder positiver gestimmt.
Super liebe Grüße aus Berlin.
JCarax
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Lieber Julian, ich habe neulich noch ein Interview mit einer HR’lerin gelesen. Sie beschrieb, dass es oft Kleinigkeiten am Ende sind und viele Bewerber viel zu viel hineininterpretieren. Es hat sogar manchmal nicht einmal etwas mit dem Bewerber direkt zu tun.
Manchmal ist es einfach das Geschlecht, dass man sich für die andere Person entscheidet, weil man denkt, dass er/sie besser ins Team passt (bei gleicher Qualifikation).
Ich kenne auch Fälle, da stand von Anfang an fest, wer den Job bekommt.
Vielleicht hätte es eh nicht gepasst und Du kannst Dich glücklich schätzen und hättest selbst nach kurzer Zeit das Handtuch geworfen.
Und mit 35 Jahren hat Du noch 35 Jahre vor Dir.🙃 Und inzwischen kann man immer häufiger lesen, dass es bald keine normalen Karrieren geben wird. Die nächsten Generationen sollten vermutlich 6 bis 8 verschiedene Jobs haben, das die Entwicklung immer schneller vorangeht.
(Und ich Oma arbeite gerade an einem social Start-up.)
Mit der richtigen Einstellung wird alles in den Platz fallen. Ich bin mir da sicher. Nur zur Sicher drücke ich auch die Daumen. 😁
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In der Absage stand auch das Wort Nuancen. Daher passt das absolut was du sagst. Nach einem Tief am WochenEnde bin ich jetzt wieder besserer Dinge. Nehme die Absage auch nicht persönlich. 🙂
Ich kenne auch ein paar Beispiele, bei denen der LebensLauf auch nicht geradlinig ist. Was auch völlig normal ist. Irgendwie. Nicht jeder kann nach der Schule gleich wissen worauf er in der ArbeitsWelt Bock hat. Da ist es doch eigentlich positiv zu bewerten, wenn man sich ausprobiert. So sehe ich das. 🙂
Ich danke dir für deine Sicht der Dinge. Es hat mir auf jeden Fall geholfen Dinge für mich einzuordnen. 🙂 🙂
Viel Erfolg mit deinem StartUp. Ich drück dir auch fest die Daumen. 🤞🤞
JCarax
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Merci 💫
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Hallo Julian,
was soll ich dir schreiben 🤔 Mit meinen 54 Jahren könntest du mein Sohn sein 😉 Ein Sohn auf den ich mächtig stolz wäre. Denn er hätte die Schule abgeschlossen, wäre in der Lage für sich selbst zu sorgen und zu sich selbst zu stehen.
Und evtl. wäre er genau wie sie bei Bewerbungen zwar super geeignet, aber der ewige zweite 😱
Aber sei dir gewiss, du bist im Leben für viele die Nr. 1 und Kariere ist nicht alles, solange du von deinem Einkommen leben kannst 🌈😘😎
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Woah. Danke für die tollen Worte. Ich bin gerührt.❤ (Nicht geschüttelt 🤣🤣).
Da ich das hier schon viel früher gelesen habe, kann ich sagen, dass es mir am WochenEnde geholfen hat. 🙂
Den Aspekt mit dem LebensUnterhalt hatte ich so auch gar nicht auf dem Schirm.
Herzlichste Grüße.
JCarax
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Stell dein Licht nicht unten den Scheffel 😉
Glaub an dich und du wirst deinen weiteren Weg im Leben finden.
Ich wünsche dir einen schönen Tag 🌈
Liebe Grüße 😘
Monika 😎
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Ach, schade, daß daraus nichts geworden ist. Nur bedenke bitte: Du bist wohl ein ganzes Stück weit gekommen in diesem Bewerbungsverfahren. Ich weiß ja nicht konkret, worum es ging, aber: es wird jaimmer mehr zur Regel, daß man schon seinen Lieblingskandidaten hat und erst dann aus rechtlichen Gründen eine Stelle ausschreibt, die dann ganz auf den zuvor ausgeguckten „paßt“. Ist bei uns in der Branche so üblich, da bedeutet eine Bewerbung lediglich, Interesse zu zeigen. Es muß also gar nicht an Dir gelegen haben wegen der Absage.
Wichtig ist: Du warst zu 100 Prozent Du selbst. Und ich habe den Eindruck, dieser nicht- zukünftige Arbeitgeber hat was verpaßt.
Das ist doch eine gute Grundlage: Du weiß, was Du willst und noch wichtiger, was Du nicht willst. Du weißt, was Du kannst, wozu Du im Stande bist. Und Du bist in der Situation, nicht jeden Scheiß machen zu müssen, wenn Du es genauso haßt wie Deinen derzeitigen Job.
Wenn Du magst, dann mach‘ doch mal was völlig Irres, bei dem Du Deine Interessen verbinden kannst. Was vielleicht erst einmal keine Aussicht auf Erfolg bei der Bewerbung verspricht. Frag‘ Hansa, wie sie es mit der Internationalisierung halten, Partnerschaften auf europäischer Ebene, vielleicht Nachwuchszentrum kooperieren lassen. Piecke hat Connection nach Holland. Irgendsowas, wenn es Dein Interesse trifft. – Ich habe nur Eindrücke aus dem Blog über Dich – aber ich kann mir vorstellen, wenn etwa Hansa sich auf Dich einläßt, dann wächst Du über Dich hinaus.
Komm‘ gut in die Woche!
Liebe Grüße!
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Ach was soll ich sagen.❤
Danke für deine aufbauenden Worte. Beim letzten Abschnitt hatte ich Gänsehaut. Habe den Absatz gefühlt. Ich werde mal intensiver drüber nachdenken. 🙂 🙂
Ansonsten habe ich den Freitag am WochenEnde mit FußBall gucken verdaut. Deine bzw Eure Worte und SichtWeisen haben dabei sehr geholfen.
Stand heute nehme ich an der Absage rein gar nichts persönlich und freue mich so weit im BewerbungsVerfahren gekommen zu sein. Da ich ein paar Erfahrungen im HR Bereich sammeln durfte, weiß ich ja auch eigentlich wie es abläuft.
Gerade auch der Punkt, dass ich 100 % Ich war und mittlerweile viel besser weiß was ich will und wo meine Grenzen sind, ist stark in den Fokus gerückt. Vor allem gefühlsmäßig. So lassen sich neue Möglichkeiten ausloten. 🙂
Ich wünsche dir eine stressfreie RestArbeitsWoche.
Ganz liebe Grüße
JCarax
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