Alltagsrassismus. Null Toleranz.

Angelehnt an meinen neuesten Beitrag betreffs Nazis und Rassismus war die letzte Schicht mal wieder eine DIESER Schichten.

Ausnahmsweise im Service eingeteilt (und nicht an der Bar), hatte ich das Un-Vergnügen, in weniger als fünf Stunden viermal erläutern zu müssen, dass

– „MEIN Land“ Deutschland ist und kein anderes
– mein extrem deutscher bürgerlicher Name auf meinem Namensschild WIRKLICH mein Name ist
– ich selbstverständlich gebildet und gut Deutsch spreche, Herrgottnochmal… Und
– ICH auch keinen dubiosen Präsidenten habe, weil MEIN Land, wie gesagt, Deutschland ist. 😡

Es gab (und gibt) Phasen, da nehme ich mir tatsächlich die Zeit und trete in den Dialog.

„Weshalb sollte ich denn nicht gut Deutsch sprechen können? Wieso denken Sie, dass ich keinen deutschen Namen oder kein Abitur haben könnte? Verstehen Sie, dass es für mich kein ‚Heimatland‘ gibt, es sei denn, wir reden eben von Deutschland?!“

Aber: heute hatte ich auf dem Gebiet – legitimerweise – mal null Toleranz. 💀

Die Letzte dieser zermürbenden Begegnungen endete damit, dass ich mein Gegenüber mit Schwung auf den Pott gesetzt hab. „Der Mann, um den es geht, ist ein diktatorischer Kriegsverbrecher und mit Sicherheit nicht MEIN Präsident! Ich bin Deutscher und sowas will ich nicht hören!“

Zum Glück habe ich ein Team, das geschlossen hinter mir steht. Die liebe und großartige Bar-Supervisorin erklärte demjenigen, dass solche (ausgrenzenden, vorurteilsbehafteten) Äußerungen und Fragen *in der Tat* unangebracht sind, und Kollege D. sprang mir ebenfalls solidarisch bei. 😊

Kennen tu ich es – leider! – auch komplett anders. Als ich noch im Unternehmen von Herrn Carax arbeitete, wurde ich u.A. von einem Gast dermaßen herabwürdigend auf rassistische Weise verhöhnt, dass ich kurzzeitig sprachlos war (bevor ich den Täter, im ganzen Laden hörbar, anschrie).

Schlimmer als der rassistische Angriff war aber das Benehmen der restlichen Kollegen, die sich MIT DEM GAST über mich totlachten: und selbst auf meine wütend-traurige Reaktion hin nicht damit aufhörten- (!) 💀

Einer der Küchenchefs stellte den Tag darauf in den Raum: „Rassismus? Gibt es doch gar nicht mehr in Deutschland!“ 😱

Ein mehrfacher Vater! Extrem privilegiert, und so auch die restlichen Beteiligten. Alle werden sie ihre Kinder mit dieser Haltung großziehen: und das im 21. Jahrhundert! Zu Zeiten des Internets! Mit Wissen um den NSU und die gesamten flächendeckend erstarkenden, rechtsgerichteten Parteien– (!) 😡

Der Gedanke an besagten Vorfall macht mich jedenfalls bis heute noch so rasend, dass ich ihnen allen mit Schwung in die Kniekehlen springen möchte: zumal ich stillschweigendes Hinnehmen oder gar „auf Anstoß mitmachen“ sowieso verachte, wie die Pest-

Dass ich vorhin dennoch mit bestärkt-beschwingtem Grundgefühl heimgekommen bin, lag an der Unterstützung, die ich erlebt hab (Danke dafür! 😄)… Und daran, wie sehr Wolf es befürwortet, dass ich „trotz“ meiner BDSM-Unterwürfigkeit im Alltag sehr wehrhaft und laut bin- 😇

VVN

3 Kommentare zu „Alltagsrassismus. Null Toleranz.

    1. Unfassbar große Vollidioten! Die es besser wissen müssten, und auch besser wissen *könnten*- Siehe: Internet! 21. Jahrhundert! (Oder wenigstens ein bisschen Empathie und Anstand!) 😡

      Und, ja. Selbstredend sage ich ihnen, dass sie Unrecht haben- Das ist etwas, das wir alle tun können: den Tätern bei rassistischen/sexistischen/frauen- und fremdenfeindlichen/übergriffigen/LGBTG-hassenden/psychisch Kranke stigmatisierenden/anderweitig diskriminierenden Aktionen sagen, dass ihr Handeln eben *nicht* hinnehmbar ist- (!) 💀

      Schön, von dir zu lesen, übrigens! 😄

      VVN

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      1. Die müssten es unbedingt besser wissen. Und für die, die es nicht tun, ist es um so wichtiger, dass man den Mund aufmacht und aufzeigt, dass das Scheiße ist und nie einfach nur lustig und nicht so gemeint. Supercool, dass du das tust!

        Und ja, ich hab mich über deine Mails auch immer gefreut, diese Woche will ich es endlich schaffen zu antworten 🙂

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