Lagerkoller?

Nun hab ich um 14:00 Herrn Carax nochmal gesehen. Nach einem vierstündigen Intensivgespräch in einem spärlichst besuchten Laden haben wir uns voneinander verabschiedet und ich bin auf direktestem Wege heimgefahren. Damit hat meine (mir selbst auferlegte) Ausgangssperre begonnen- 😇

Ein Telefonat mit meinem Lammkotelett- und Grillplattenfreund (der es total feiern wird, dass ich ihn so nenne) stellte Punkt Eins auf meiner Abendagenda dar. Gewöhnlich war ich stets genau dann zur Arbeit aufgebrochen, wenn er gerade Feierabend hatte: daher hatten wir uns die letzten vier Jahre (und auf ~ 400 km räumliche Distanz) überwiegend getextet. Telefonieren war immer schlecht gewesen. Nun ist die Zeit dafür allerdings reichlich vorhanden- 🤔

Ihm machte die Perspektive, dass wir nun alle schlimmstenfalls 18 Monate oder länger unter extrem eingeschränkten Bedingungen leben müssen, sehr große Sorge.

Politisch, wirtschaftlich… Aber vor allem ist er Familienvater!

Selbst stell ich’s mir unglaublich schwer vor, seinem Kleinkind erklären zu müssen, weshalb in die Kita fahren, die Großeltern besuchen, etc. auf unbestimmte Zeit flachfallen *muss*. Auch ist klar, dass das alles etwas mit dem Gesamtfamiliengefüge macht! Funktioniert man 24/7 gezwungenermaßen auf so engstem Raum, mit Homeoffice und ganz neuer Dynamik? Während die Bindung zwischen Kleinkind und seinen Freunden/Verwandten/Großeltern, etc. eventuell immens geschädigt wird, weil räumliche Nähe hier *doch* eine große Rolle spielt?

Ungewissheit und viele, viele Fragen.

Ich verstehe, dass das Angst macht. Und tatsächlich hab ich es gefühlt gerade um Längen einfacher- Nicht nur, weil ich isolationserprobt bin und neulich schon (in ganz anderem Kontext!) hervorgehoben habe, was bei Fernbeziehungen alles spannend ist. Nein, ich habe hier gerade schlichtweg die Stille, den Platz und den nötigen (mentalen) Freiraum für meinen Scheiß!

Hätte ich diesen Freiraum nicht… SCHWIERIG! 🤔

Sich so *absolut* nicht aus dem Weg gehen zu können und keinerlei Möglichkeit zur Abgrenzung zu haben, ist jedenfalls eine Horrorvorstellung für mich- Insofern wünsche ich auch explizit allen Familien mit (kleineren) Kindern, dass sie diese Zeit heile überstehen werden! 😮

VVN

11 Kommentare zu „Lagerkoller?

    1. Absolut. Und insofern hoffe ich auch, dass gewisse Menschen spätestens nun beginnen, ZU DENKEN. 😒

      Nämlich die, die bis dato der Meinung waren, alle Geflüchteten müssten *furchtbar dankbar *dafür sein, dass sie ohne Möglichkeit zum Arbeiten! Ohne Privatsphäre und Rückzugsort! Und dafür mit extremen Beschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit auf engstem Raum eingepfercht wurden. Und das wohlgemerkt NICHT mit Familie. Nein, mit hunderten Fremden- (!) 😡

      Schon ohne Kriegserfahrungen und im engsten Kreis stellt so etwas – verständlicherweise – eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar.

      Viele Grüße! VVN

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      1. Ich finde schon, dass man als Gastgeberland eine gewisse Dankbarkeit erwarten kann, wenn man Unterkunft, Essen, Sozialarbeiter etc. kostenlos zur Verfügung stellt.

        Das ist nicht selbstverständlich und mich persönlich kotzt die Anspruchshaltung und Bedienmentalität, die teilweise unter den Einwanderern herrscht, an.

        Zumal viele gerade keine Flüchtlinge in dem Sinne sind, sondern reine Wirtschaftsflüchtlinge sind. Unser Sozialsystem wird absehbar kollabieren. Dann möchte ich bitte kein Gejammer von den Befürwortern der bisherigen Zuwanderungspolitik hören.
        Und ebenso wenig über die absaufende Justiz, die Gesundheitssysteme etc..

        Wie Herr Zantke mal so treffend zu einem Angeklagten sagte: „Wenn Deutschland so scheiße ist, warum sind Sie dann hier?“
        => https://www.welt.de/politik/deutschland/article171512818/Als-er-dann-noch-Scheissdeutschland-sagte-reichte-es-mir.html

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  1. Darüber hatte ich erst gestern mit meinem Mann geredet.
    Dass dieses Zuhause-bleiben-MÜSSEN höchstwahrscheinlich und beängstigenderweise das Agressionspotenzial steigern wird.
    Ich fürchte einen großen Anstieg von häuslicher Gewalt.
    Oder irgendwelcher „Ventil-Taten“ außerhalb.
    Je nachdem, wie lange das Corona-Thema anhält und auch, wie weit die Sperren gedehnt und formuliert werden.

    Und doch hab ich mit meinem Mann schon darüber geschmunzelt, wie GUT es doch ist, dass er schon seit September Zuhause ist.
    Wir sind inzwischen sehr GEÜBT, in unserer Zweisamkeit.
    Im Ausfechten von Differenzen, Mißverständnissen oder Ungleichheiten.
    Wir sind sehr friedlich geworden, miteinander.

    Es ist Übungssache und eine Frage des WOLLENS.
    Friede.

    Alles Liebe dir 🙂

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    1. Die Befürchtung betreffs „steigender häuslicher Gewalt“ kam auch bei mir leider Gottes sofort auf. Wie denn auch nicht? 😯

      Und wenn man nun bedenkt, dass in Deutschland (!) bereits durchschnittlich 160 Kinder und durchschnittlich 120 Frauen pro Jahr von Familienmitgliedern, Partnern oder Ex-Partnern getötet werden… Und das wohlgemerkt in *ganz normalen* Zeiten: äußerst grässliche Vorstellung.

      Ich finde es aber schön, dass ihr und euer Mann euch so aufeinander eingespielt habt! Und ihr übersteht das. Ihr habt schon so unfassbar viel überstanden. 😊

      Nur das Beste! VVN

      Gefällt 3 Personen

    1. Es ist sehr schwierig! Wie ich bereits auf die anderen beiden Kommentare geantwortet habe, gibt es (leider) bereits in ganz gewöhnlichen Zeiten unfassbar viel Gewalt- Insofern hoffen wir das Beste…

      Sicher müssen wir da durch! Und generell bin ich auch zuversichtlich! Ich kann allerdings nachvollziehen, vor welch eine Herausforderung es viele Mitmenschen stellt. Familiär, mental und logistisch- 🙂

      Alles Gute! VVN

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      1. Das kann noch glimpflich ausgehen. Schlimmer wird es, wenn über Wochen eine Ausgangssperre ausgesprochen wird. Ich denke aber, die wird kommen, solange viele Menschen nicht einsichtig werden.
        LG Jürgen

        Gefällt 1 Person

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