FĂŒr den Moment ist alles OK.
Ich habe Kerzenschein, ein weiches Bett und neben mir Herrn Carax- Ich bin sicher. đ
Gleichzeitig bereitet mir ein altbekanntes Problem Kopfzerbrechen: nÀmlich, dass sehr oft unterschÀtzt wird, wie abgrundtief mies es mir dann doch gehen und wie schlimm es mit meinem Seelenzustand wirklich werden kann- (!)
Dieses UnterschĂ€tzen Ă€uĂert sich u.A. darin, dass mir schlichtweg abgesprochen wird, mich ĂŒberhaupt so schlecht fĂŒhlen zu können, oder darin, dass ausschlieĂlich bemerkt und betont wird, was ich alles habe. đ
Und, ja: auch *ICH* weiĂ, was ich alles habe! Die zahlreichen langjĂ€hrigen Freundschaften an erster Stelle, dazu meine Selbstbestimmtheit in Sachen Lebensgestaltung und Geld, und ein sehr klares Bewusstsein dafĂŒr, was ich kann und (fĂŒr mich) will- All das ist unfassbar viel wert, sicher!
ABER: nichts davon ist mir einfach so zugefallen- Ich habe hart dafĂŒr gekĂ€mpft und an mir selbst gearbeitet, um diesen (offenbar fĂŒr viele Personen erstrebenswerten) Zustand zu erreichen – und ich kĂ€mpfe immernoch! TĂ€glich- đŻ
Denn ich habe nunmal mehrere Jahrzehnte voller Gewalt hinter mir. Jeglicher Form, wenn man offizielle Definitionen durchgehen wĂŒrde, von hĂ€uslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch ĂŒber strukturelle Gewalt und Mobbing (= zu gut in der Schule, gleichzeitig visuell nicht deutsch đ) bis hin zu Stalking und Hassverbrechen seitens Fremder, die meinten, ich hĂ€tte auf Grund meiner Herkunft nichtmal das Recht, zu leben–
Logisch, dass ich bei alldem Schaden genommen habe, obwohl nichts davon auch nur annÀhernd meine Schuld war- (!)
Da wÀre z.B. meine restriktive Anorexie, die laut Diagnose lÀngst chronisch geworden ist und die ich konstant mental managen muss (= klappt, strengt aber dennoch an), da wÀren die Flashbacks, die Insomnia und vor allem ein immer wiederkehrender Drang, einfach AUSZUSTEIGEN-
Wenn in mir mal eine Woche lang *nicht* der Gedanke daran aufgekommen ist, dann war es schon eine sehr gute Woche. đ€
Dieser Fakt ist fĂŒr mich wohlgemerkt kein Widerspruch dazu, dass ich die vielen guten Dinge in meinem Leben anerkennen, wertschĂ€tzen und genieĂen kann! Denn: das kann ich! Zumal ich mich selber wirklich mag- Ich wĂ€re gern mit mir selbst befreundet! đ
Nur tut die Erinnerung an all die Gewalt oft einfach weh. Und dann möchte ich, dass dieser Schmerz verschwindet. Sofort. Komplett.
Das merkt man mir offenbar viel zu wenig an. Siehe: positive LebensumstĂ€nde, dazu tiefes Vertrauen und Liebe! Aber auch ich wĂŒnsch mir, gesehen und gehört zu werden, wenn ich sage: „Es geht mir schlecht.“ Besonders, weil ich das alles ja schon klar und deutlich kommuniziere- Mehr kann ich nicht tun. Ich will zudem niemandem etwas beweisen mĂŒssen.
VVN
Das kann ich verdammt gut nachfĂŒhlen.
Die WertschĂ€tzung all dessen, was man bereits hart erkĂ€mpft hat – weil SICHER ist es viel Wert. Man weiĂ doch, was man hierfĂŒr hatte tun mĂŒssen.
Und doch sind es oft auch eher geldwerte Dinge, die nur seltenst die Seelennöte „weg machen“ könnten; allenfalls dafĂŒr sorgen, dass es an ANDERER Stelle Gutes gibt.
Freunde? – habe ich bisher leider noch nicht geschafft, zu finden.
Aber ich nehme an, dass es zum einen sehr schwer ist, WIRKLICHE Freunde zu finden – und „Unwirkliche“ helfen vermutlich nichts gegen Seelennot.
Menschen im Allgemeinen haben meist eh ein Problem, fĂŒhlen zu können, was DU fĂŒhlst.
Und ich habe inzwischen festgestellt, dass man, um zu erreichen dass sie es zumindest ANNĂHERND ahnen können, meist doch sehr ĂŒbertreiben muĂ in der Beschreibung eigenen Elends.
Zumindest gefĂŒhlt.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass man selbst zu wenig fĂŒhlt? FĂŒhlen kann?
Und man deshalb – gefĂŒhlt – ĂŒbertreiben muĂ?
Ich merke nun inzwischen, dass starke, gut aussehende, aufrechte Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft nunmal KEINE Hilfe bekommen – egal, was sie SAGEN; es wird nicht geglaubt.
Man MUSS in Deutschland offensichtlich leidend AUSSEHEN.
Leidend REDEN.
Kaputt WIRKEN.
Und penetrant sein.
Dann… dann vielleicht, glaubt einem jemand.
Und dann kriegt man – vielleicht – auch Hilfe.
Zumindest dann, wenn man es erst einmal geschafft hat, diese allererste TĂŒre zur Hilfe zu öffnen.
Und so sehr ich Jammern eigentlich ablehne (fĂŒr mich), so notwendig scheint es nunmal zu sein.
Schade irgendwie.
Aber „ein biĂchen schlecht“ gilt nichts.
Hier muĂ man schon halb tot sein. Gewalt ist irgendwie zu normal.
Viel Kraft dir đ
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Vielleicht auch eine Heldenreise wie Herr Carax?
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Ja, unbedingt! FĂŒr jeden Menschen, der mich jemals gegen meinen Willen angefasst, diskriminiert, beleidigt, geschlagen, beraubt, verfolgt oder anderweitig körperlich oder seelisch verletzt hat! Besonders fĂŒr die ganzen Rechtsradikalen! Damit jeder von denen mal klar sieht- đ
VVN
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Ăbrigens meine ich zu verstehen, woher deine Nachfrage/dein Vorschlag kam- đ
Aber ich habe keine Selbstzweifel oder dergleichen. Ich wĂ€re, wie gesagt, gern mit mir selbst befreundet: und wer ich bin, weiĂ ich auch! Die Dinge, unter denen ich leide, kommen *von auĂen*. Und wenn ich noch so sehr in mir selbst gefestigt bin – gleich morgen könnte ich auf offener StraĂe wieder in eine Flachpfeife reinrennen, die mich ungewollt sexuell bedrĂ€ngt, oder die mich gar weghaben will, weil ich keine helle Haut hab- đ
Das macht mir was aus, und es *darf* mir was ausmachen. Deshalb muss ich aber keine Heldenreise machen- Lieber schick ich dann wirklich solche Personen dahin, die andere Menschen abwerten, kleinmachen und verletzen mĂŒssen, um sich selber gut zu fĂŒhlen. đ
Erneute GrĂŒĂe und frohe Weihnachten! VVN
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