Weiteres Gewaltgedöns.

Schon wieder ist es so spät-

Aber: ich weiß immerhin, weshalb! Erstmal war ich vorhin bis circa 06:00 morgens wach und habe bei sehr vielen von euch eine unübersehbare Spur an „Gelesen“-Likes hinterlassen (= wer das noch nicht von sich behaupten kann, wird heute Nacht von mir heimgesucht- 😆).

Danach schlummerte ich bis etwa 10:00 und stürzte mich dann in einen Mix aus Kommentarbeantwortung – endlich! – und exzessiver Körperpflege – Standard. Letztere kostete krankheitsbedingt aber ungleich mehr Zeit als sonst: und im Anschluss darauf beschlagnahmte mich Wolf.

Spannenderweise lief *das* ungeachtet meines gesundheitlichen Durchhängers äußerst smooth. Es ging mir exakt so gut währenddessen und in Folge dessen, wie es sein sollte (= nämlich sehr 💖), bloß musste ich mich nach Ende abermals putzen, und hier sitze ich nun. Um 23:42. Puh.

Vor allem gibt es zum Thema: „Gewalt“ noch unendlich viel zu schreiben – und sei es nur beobachtend und analytisch.

Beispielsweise (= und das ist ein Gedanke, den ich schon laaange in Worte fassen wollte) bin ich mir ziemlich sicher, dass ich ohne den immens bestärkenden Einfluss meiner damals knapp doppelt so alten FreundInnen, und ohne meine Erfahrungen mit rassistischer Gewalt heute lange nicht dermaßen (körperlich) wehrhaft wäre.

Das bedeutet um Himmels Willen *NICHT*, dass ich für diese Endlosliste an Rassismuserfahrungen Dankbarkeit empfinde! So gut dürftet ihr mich kennen. Neiiin. 🐙

(Ich bin *GAR KEIN* Freund der: „Oh, ohne meine TäterInnen wäre ich nicht annähernd so stark“-Haltung. Es gibt durchaus Personen, denen diese Einstellung hilft- Zu ihnen zähle ich aber kein Stück. Stattdessen vertrete ich eine radikale: „Riesen-Danke *AN MICH SELBST*, dass ich trotz aller Scheiße der Mensch bin, der ich bin“-Weltanschauung. 🐱)

Vielmehr möchte ich darauf hinaus, dass unterschiedliche Arten von Gewalt – offensichtlich 😉 – unterschiedliche Arten von lebensrettenden Reaktionen erfordern. Manchmal ist es fundamental für das eigene Überleben, so unauffällig und leise zu sein, wie es irgend geht (= das kennen viele von euch, und ich kenn’s auch). Doch manchmal ist es ebenso fundamental, so laut und offensiv zu agieren, wie man nur kann.

Rassistische Gewaltangriffe von MitschülerInnen und Fremden erforderten dieses Lautsein und Offensivsein, seit je her.

Konkreter ausgedrückt muss man bei dieser Sorte an unmittelbarer Gewalt einfach notfalls mitten in der Nacht bei völlig unbekannten Leuten klingeln. Man muss auf sich aufmerksam machen und Außenstehende einbeziehen, ohne jedes Zögern. Und im ungünstigsten Fall muss man sogar zurückschlagen, mit allem, was man hat… Sonst *stirbt man* womöglich, schlicht und simpel.

Von alldem ausgehend denke ich (= und das richtet sich vornehmlich an alle ungebildeten Ottos, die je die Existenz meiner lustigen Schwersttraumatisierungen anzweifelten 💀, weil ich mich „ja immer so effektiv und entschlossen verteidige“): eyyy, es ist doch klar, dass ich außer ebendieser Wehrhaftigkeit gar nichts Anderes hätte entwickeln können! Heißt es „die“ oder ich, dann sehe ich tunlichst zu, dass es „die“ sind… 🤔

Natürlich hatte ich zunächst einmal bloß krasses Glück, diese o.g. wundervollen FreundInnen gefunden zu haben. Aber ansonsten eben auch nur diese eine Chance, um aus jeglichen (rassistischen) Gewaltangriffssituationen wieder herauszukommen: laut und kampfbereit zu sein bis zum GetNo.

Ganz so, wie man angesichts von *anders gelagerter* Gewalt ebenfalls nur diese eine Chance hat, um wieder herauszukommen: still zu sein wie nur was. Oder freundlich wie nur was. Oder, oder, oder.

Deshalb halte ich wohlgemerkt keine dieser Optionen für „besser“ oder „schlechter“ als die jeweils Andere – bevor die Frage danach aufkommt! Tatsächlich erschließt es sich mir nicht, wie man eine solche „besser/schlechter“-Wertung klaren Verstandes vornehmen kann.

Schließlich sind es alles *gleichermaßen* wirkungsvolle Überlebensstrategien, und es gibt – wenn überhaupt! – nur ein FÜR ALLE STRATEGIEN UND ALLE BETROFFENEN GELTENDES: „Ich hab mich bestmöglich an meine ganz persönliche Situation angepasst und brauche mir nichts vorzuwerfen.“ 🙂

In meinem Fall brauchte es extrem viel (körperliche) Wehrhaftigkeit. Doch man sucht es sich nicht aus. Ich suchte mir das nicht aus. Was denkt ihr dazu?

Startet gut und wohlbehalten in euren Freitag… Wir essen jetzt Kartoffel-Buttermilch-Suppe mit LACHS.

VVN

P.S.: zum Glück ist keiner von euch „ein ungebildeter Otto“.

P.P.S.: weil hier jüngst immens viel Ariana Grande lief, heut mal wieder IAMX mit einem Liebeslied.

20 Kommentare zu „Weiteres Gewaltgedöns.

    1. Guten Morgen, liebe Steffi! 🙂

      „Schwere Kost“ ist dieser Tage mein zweiter Vorname… Und ich habe an diesem Text auch noch herumeditiert, was das Zeug hält. Um 23:56 veröffentlichte ich ihn und war nicht wirklich glücklich damit. 🤔

      Erst jetzt um 02:50, einen Napf mit Suppe und tausend Korrekturen später, nahm er endlich die gewünschte Form an. Schwere Kost, schwerer Schreibprozess.

      Äh. Ich geh dich mal lesen! VVN

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  1. Noch einmal guten Morgen Valentin.
    Das überhaupt der Gedanke aufkommt, es gäbe da etwas, das man/du sich/dich vorzuwerfen haben könnte, erschließt sich mir nicht.
    Ich drück dich. Wie Steffi schon schreibt, schwere Kost.
    Viele Grüße Sandra

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    1. Hey nochmals, liebe Sandra… Ich drück dich mal zurück! 😊

      Derzeit ordne ich enorm Vieles über das Schreiben und Bloggen. Jeder meiner Texte seit dem 29.04.21 war sau anstrengend zu verfassen… Und nein, absolut nicht leicht verdaulich- 😅

      Trotzdem hoff ich, dass man inhaltlich etwas daraus mitnehmen kann, ob nun als Betroffener oder Außenstehender. 🌸

      Bist du nun schon im Feierabend? VVN

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  2. My friend I am not seeing your posts in my reader anymore. Not at all! I will try again. I’m not sure if it’s a wordpress malfunction, Russian bots or something wrong with my site. Or it could be something else. Anyway my apologies. If I can do nothing else I will stop by your site. Peace and again my apologies.

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    1. No need for apologies, dear Nico! I guess, WP has simply kicked you out without me wanting it to do so- 😅

      This keeps happening *A LOT* these days. Grr! Absolutely not your fault. I’m just happy that you found your way back here. Welcome again! 😺🌞🌸

      Have the best day and take care: VVN

      P.S.: all the best to your wife, as well! 🙂

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    1. Oh, liebste Grüße zurück an dich, Monika! Halt dich wacker – und dann siehst du deinen Mann übermorgen ja hoffentlich, *hoffentlich* ebenfalls wieder, stimmt’s? 🙂

      Wir lesen uns… Und meine Daumen bleiben ganz fest für euch gedrückt. VVN

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  3. Wieder verstehe ich Dich bestens! Nachdem ich den ersten „Gewaltblock“ in meinem Leben 13 Jahre lang jesusmäßig-passiv „ausgehalten“ (und dabei in Wirklichkeit bis heute nicht mehr vollständig geheilte seelische Wunden zurückbehielt), entschied ich mich als 18 Jahre später der zweite Block von Bedrohungen auftrat (zum Glück nur zwei Jahre lang) dazu, mich dem entgegenzustellen – physisch, psychisch, juristisch und auch waffentechnisch. Ich bereue diesen Strategiewechsel keinesfalls – er gab mir sehr viel Stärke zurück und Entscheidungshoheit! Allerdings bin ich seit dem auch härter und zynischer – realistischer?
    Jedenfalls Danke fürs Teilen, ich wünsche Dir das Allerbeste – hoffentlich entwickelt sich die Gesellschaft doch noch positiv in Richtung größerer und allgemein umfassenderer Toleranz weiter (zumindest sind in den letzten Jahren ein paar positive Anzeichen dafür zu erkennen – auch wenn ich diesbezüglich leider skeptisch bleibe). Ich wünsche Dir ein friedvolles WE! 🙂

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    1. Lieber hyper, ein erneutes freitägliches „Hallo“, und danke *DIR* fürs Teilen! 😊

      So, wie es aussieht, hattest du spätestens beim zweiten Block (ebenfalls) keine Wahl mehr. Und dass man dadurch härter wird, im Sinne von „skrupelloser“ und „abgebrühter“, das unterschreibe ich vollends. Ob ich das *MAG*, steht auf einem anderen Blatt. Ja und nein. JA UND NEIN. … 🤔

      Achte weiter gut auf dich – und hey: logisch geben wir die Hoffnung nicht auf! 🌸

      VVN

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    1. Tausend Dank und ein 💖 zurück an euch! Dazu ein Tablett voller Kaffee- und Teespezialitäten, und mehrere Schälchen Ramen… Es soll ja für alle reichen. 🐱

      Bis bald! Sagt: VVN

      (Wie stets wink ich auch in Richtung myokard- 😊)

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  4. Ich kann Dich auch gut nachvollziehen, wenn auch nicht mit ganz so tief gehenden Erfahrungen. (Meine waren mehr seelischer Natur, dafür aber mit nicht weniger gravierenden Folgen.)
    Meine Erkenntnis daraus: Ich kann jeden verstehen, der anfängt sich zu wehren mit allem, was er hat und kann. Ich habe aber auch erkannt, was es mit den Opfern macht, wenn man auf der Verliererseite steht (egal, wer den Kampf begonnen hat) – nachdem ich aus meiner „Starre“ wieder aufgewacht bin. (Mit jahrelangem Kampfsporttraining und am Ende doch mehreren Therapieversuchen.) Seitdem mag ich nicht mehr kämpfen, egal welchen Preis es kostet. Ich habe fast 40 Jahre gebraucht um ein so tiefes Vertrauen in das Leben wieder zu finden, dass ich heute sagen kann, ich habe auch wahre, wirkliche Liebe in meinem Leben wieder finden können – auch wenn das bedeutet, wieder genauso verletzlich zu sein, wie damals. Und es tut manchmal wieder genauso weh.
    Ich finde es toll, wie offen Du mit Deinen Erfahrungen umgehst und das Du anscheinend auch so eine Liebe für Dich in Deinem Leben gefunden hast.
    Ich kenne keinen therapeutischen Ansatz, der Dir helfen könnte, außer Dein Glaube an Dich selbst. Und genau deshalb glaube auch ich an Dich. Nach allem, was ich von Dir gelesen habe möchte ich sagen: Du hast die Stärke und den Mut, Deinen ganz eigenen Weg zu finden und zu gehen – ganz gleich, was andere denken oder sagen. Wir sind nicht alle gleich, aber wir haben alle den gleichen Wert! Und wenn jemand meint, er sei etwas besseres, mit welcher Begründung auch immer, kann ich nur sagen: Derjenige hat es noch nicht geschafft, sein Hirn einzuschalten… (Der „Instinkt“ denkt hierarchisch, in besser und schlechter. Er wird gebraucht, um in der natürlichen Selektion der Natur überleben zu können. Aber der Verstand kann erkennen, dass wir mit der Anerkennung des Wertes des anderen unsere Chancen auf ein gutes und glückliches Leben aller Beteiligten deutlich verbessern können. Dafür muss man aber in der Lage sein, auch mal von sich selbst abzusehen und sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen. Und das schaffen viele leider noch nicht. Bis dahin dient der Verstand eigentlich immer nur, um noch bessere Rechtfertigungen zu finden, mit denen die eigene Angst vor dem „schlechter“ kaschiert wird.)
    Ich finde es super, wie Du Dich für Deine Freunde und auch alle anderen einsetzt – mit Deiner ganz eigenen Art. Weiter so!
    👍💚🤗

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    1. Guten Morgen, lieber Ankor – und Danke für deinen so ausführlichen, positiven, wertschätzenden und ebenfalls sehr ehrlichen Kommentar! 🌸

      „Seitdem mag ich nicht mehr kämpfen, egal welchen Preis es kostet“ … Das verstehe ich auch sehr gut: und es war das Erste, was nach dem Lesen direkt hängenblieb. Ich mag selbst nimmer. Umso übler, wenn man wieder und wieder in Gewaltsituationen hineingezwungen wird, in denen Ausweichen/Flüchten keine Option (mehr) ist.

      Jahrelanges Kampfsporttraining und die zahlreichen vergeblichen Therapieversuche haben wir Beide ja – wie wir bereits im letzten Winter feststellten 😇 – genauso gemeinsam. Es bleibt traurig, dass niemand in der Lage war, (uns) zu helfen! Umso stolzer können *und sollten* wir jedoch darauf sein, dass wir uns die Fähigkeit zurückerobert haben, zu vertrauen und zu lieben. DAS hätte echt anders ausgehen können.

      Unter’m Strich ist und bleibt es schlimm, was Gewalt anrichtet. Dass man sich überhaupt so wehren musste. Ach.

      Ganz herzliche Grüße, pass auf dich auf und ebenfalls: WEITER SO! 😊

      VVN

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